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Presseinformation

Dresden, 18. November 2013

Duale Ausbildung und Meisterbrief helfen Fachkräftebedarf sichern
Lehrverträge vor allem in Berufen Kraftfahrzeugmechatroniker, Friseur und Elektroniker besiegelt / Überblick über offene Lehrstellen in Online-Börse

Mit Blick auf Pläne der Europäischen Kommission, durch eine Überprüfung reglementierter Berufe in EU-Mitgliedsländern vermeintliche Wettbewerbshürden aufzuspüren, hat der Sächsische Handwerkstag die deutsche Politik aufgefordert, den praktischen Nutzen nationaler Berufsabschlüsse europaweit wirksamer zu verteidigen. Es gebe gute Gründe, „vorgeschriebene Qualifikationen, Titel und Abschlüsse etwa für Ärzte, Apotheker, Ingenieure und Architekten ebenso beizubehalten wie die für qualifizierte Handwerker“. Das erklärte der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, Roland Ermer, am Montag vor der Presse in Dresden.

Fundament für die nationale Wettbewerbsfähigkeit bleiben qualifizierte Fachkräfte – gerade auch im Wirtschaftsbereich Handwerk. Besondere Bedeutung für die duale Heranbildung von Berufsnachwuchs komme der Meisterqualifikation zu, da es ohne Meisterbetriebe im Handwerk in Zukunft an qualifizierten Fachkräften mangeln werde. Statt diesen Zusammenhang noch besser herauszustellen, „wird auf EU-Ebene leider wieder einmal so getan, als würden meisterpflichtige Berufe Wettbewerb und Wachstum in Europa behindern. Dies ist natürlich Unfug“, stellte Ermer klar.

Für die Leistungsfähigkeit dualer Berufsbildung in Deutschland spricht aus Handwerkssicht die geringe Jugendarbeitslosigkeit. Während die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen in europäischen Nachbarländern, z.B. in Griechenland und Spanien, in den vergangenen zehn Jahren zum Teil auf über 50 Prozent nach oben schnellte, ging die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland von 11,6 Prozent auf 8,2 Prozent zurück. – Mittlerweile wird Deutschland aus Brüssel sowie von der OECD bescheinigt, dass die geringe Jugendarbeitslosigkeit maßgeblich auf die parallel durch Theorie und Praxis gekoppelte Ausbildungsform zurückzuführen ist.

Auf Unverständnis im Handwerk stößt daher laut Ermer, wenn die EU-Kommission das deutsche Ausbildungssystem einerseits als Beispiel für krisengeschüttelte Länder Südeuropas anpreist, von Deutschland andererseits aber zugleich verlangt, sich für jegliche Qualifikationsanforderungen zu rechtfertigen.

Vor dem Hintergrund der neuerlichen „Harmonisierungsbestrebungen“ der EU-Kommission appellierte der sächsische Handwerkspräsident mit Nachdruck an die politischen Verantwortungsträger auf Bundes- und EU-Ebene, derartigen Angriffen auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands von vornherein entgegenzutreten.

„Auch wenn der gesamte Euro-Raum in der Tat mehr Wachstum und Beschäftigung, mehr Arbeitsplätze braucht – eine neuerliche Deregulierung von Berufen kann vor allem fürs deutsche Handwerk nicht das richtige Signal sein.“

Hintergrund:

Anfang Oktober 2013 veröffentlichte die EU-Kommission aus dem Bereich von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier einen Plan zur „Bewertung der nationalen Reglementierungen des Berufszugangs“. Dieser sieht vor, dass alle EU-Länder ihre Ausbildungs- und Qualifizierungssysteme überprüfen und Zugangsbeschränkungen rechtfertigen müssen. Ziel sei es, auf diese Weise nationale Wettbewerbsbeschränkungen im europäischen Binnenmarkt zu erkennen und zu beseitigen.

Konkrete Beschlüsse auf EU-Ebene sind voraussichtlich in zwei bis drei Jahren zu erwarten: Die EU-Mitgliedsstaaten sind aufgefordert, im April 2015 und im Juni 2016 in „nationalen Aktionsplänen“ darzulegen, wie Berufszugänge im Interesse der europäischen Bürger wirkungsvoller geregelt werden können.

Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Frank Wetzel,
0351/4640 510
0351/4640 511

www.handwerkstag-sachsen.de

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