Chemnitz/Dresden, 28. März 2014
Meisterbetriebe des Handwerks sorgen für Fachkräfte von morgen
Appell an EU-Abgeordnete: Bekenntnis zu qualifikationsgebundenem Berufszugang im Handwerk erwartet / Ausbildung ohne Handwerk undenkbar
Mit Blick auf offenkundig prinzipielle Vorbehalte der Europäischen Kommission gegenüber nationalen Reglementierungen bei der Ausübung bestimmter Berufe hat der Sächsische Handwerkstag die Politiker auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene aufgerufen, die duale Ausbildungskultur Deutschlands europaweit wirksamer zu verteidigen. „Analog zur Bundesregierung und zum Bundesrat erwarten wir auch von den deutschen Europaabgeordneten, dass sie sich damit zugleich ebenso klar zum qualifikationsgebundenen Berufszugang im Handwerk, also zur Meisterpflicht, bekennen.“
Wie Handwerkstag-Präsident Roland Ermer in einem Arbeitsgespräch mit sächsischen EU-Parlamentariern am Freitag in Chemnitz weiter sagte, basiere die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu einem Gutteil auf dual qualifiziertem Fachkräftenachwuchs. Dieser sei im Handwerk ohne Meisterpflicht undenkbar. „Immerhin 95 Prozent aller Azubis lernen in Meisterbetrieben. Und dank ihrer Qualifikation sind in Deutschland erheblich weniger Jugendliche arbeitslos als in anderen EU-Ländern – Fakten, die von den Brüsseler EU-Regulierern bislang leider ausgeblendet werden“, sagte Ermer. Während die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen bei europäischen Nachbarn, z.B. in Griechenland und Spanien, in den vergangenen zehn Jahren zum Teil auf über 50 Prozent nach oben schnellte, ging die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland von 11,6 auf 8,2 Prozent zurück.
Unverständlich ist aus Handwerkssicht zudem, dass die EU-Kommission die duale Berufsbildung zwar als Beispiel für krisengeschüttelte EU-Länder würdigt, „von Deutschland aber zugleich verlangt, dass wir uns für jegliche Qualifikationsanforderungen rechtfertigen“, wie Handwerkstag-Geschäftsführer Dr. Frederik Karsten ergänzte.
Für die hohe Ausbildungskultur im deutschen Handwerk spreche, dass die Ausbildungsquote – gemessen an der Gesamtbeschäftigtenzahl – mit fast 8 Prozent mehr als doppelt so hoch sei wie in der Gesamtwirtschaft.
Hintergrund:
Anfang Oktober 2013 veröffentlichte die EU-Kommission aus dem Bereich von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier einen Plan zur „Bewertung der nationalen Reglementierungen des Berufszugangs“. Dieser sieht vor, dass alle EU-Länder ihre Ausbildungs- und Qualifizierungsvorgaben überprüfen und Zugangsbeschränkungen rechtfertigen müssen. In Deutschland gehören hierzu auch die 41 Handwerksberufe, die den Meisterabschluss oder eine vergleichbare Qualifikation als Voraussetzung für eine Selbstständigkeit haben.
Ziel der Europäischen Kommission ist es nach eigenen Angaben, auf diese Weise nationale Wettbewerbsbeschränkungen im europäischen Binnenmarkt zu erkennen und zu beseitigen.
Konkrete Beschlüsse auf EU-Ebene sind voraussichtlich in zwei bis drei Jahren zu erwarten: Die EU-Mitgliedsstaaten sind aufgefordert, im April 2015 und im Juni 2016 in „nationalen Aktionsplänen“ darzulegen, wie Berufszugänge im Interesse der europäischen Bürger wirkungsvoller geregelt werden können. Pressekontakt:
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