Dresden, 17. November 2014
Handwerk: Meisterbetriebe bringen Fachkräfte von
morgen hervor
Sächsischer Handwerkstag würdigt Aussagen im Koalitionsvertrag
der neuen CDU/SPD-Landesregierung
In der Diskussion um die von der EU-Kommission veranlasste Überprüfung von Berufen mit besonderen Zugangsvoraussetzungen in den EU-Mitgliedsländern hat der Sächsische Handwerkstag die Ankündigung der neuen Landesregierung begrüßt, das Handwerk bei der Verteidigung der hierzulande geltenden Qualitätsstandards wirksam zu unterstützen. „Mit Genugtuung nehmen wir zur Kenntnis, dass sich die sächsische CDU/SPD-Koalition auf nationaler und europäischer Ebene gegen eine Aushöhlung des Meisterbriefs einsetzen will. Wir werten dies als Rückendeckung in unserem Bemühen, auch künftig einen qualifizierten Zugang zum Handwerk ohne Wenn und Aber zu sichern.“
Handwerkstag-Präsident Roland Ermer äußerte am Montag vor Journalisten in Dresden die Erwartung, dass die sächsische Staatsregierung in dem bereits laufenden EU-Prüfverfahren bezüglich zulassungspflichtiger Handwerke z.B. im Bundesrat „rechtzeitig zur Stelle ist und wirksam Flagge zeigt“. Zu würdigen sei in diesem Zusammenhang ebenso die im Koalitionsvertrag gegebene Zusage, die berufliche Fortbildung im sächsischen Handwerk künftig durch einen Meisterbonus fördern zu wollen.
Nach Einschätzung des Handwerks bleiben qualifizierte Fachkräfte – gerade auch im Wirtschaftsbereich Handwerk – das Fundament für die nationale Wettbewerbsfähigkeit. Qualifizierter Berufsnachwuchs sowie Fach- und Führungskräfte von morgen wiederum seien im Handwerk ohne Meisterbetriebe undenkbar.
Um den Fachkräftebedarf für die gewerbliche Wirtschaft auch künftig zu sichern, sieht das sächsische Handwerk besonderen politischen Handlungsbedarf bei Unternehmensnachfolgen. „Dass Betriebsübergänge förderpolitisch künftig wie Existenz-Neugründungen behandelt werden sollen, ist richtig. Allerdings dringen wir darauf, dass explizit auch Familienunternehmen in die Neuregelung einbezogen werden“, so Ermer. Nach Hochrechnungen dürften allein im Sachsen-Handwerk in den nächsten fünf Jahren altersbedingt mehr als 5.000 Betriebe – darunter viele Familienunternehmen – auf Nachfolgesuche sein.
Um das Wachstum kleiner und mittlerer Unternehmen sowie Betriebsübergaben auch im Handwerk noch effektiver voranzubringen, hat die CDU/SPD-Regierungskoalition die Einrichtung eines „Fusionsfonds für den sächsischen Mittelstand“ zugesagt. – Darüber hinaus haben die Koalitionäre von CDU und SPD vereinbart, sich sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene für eine innovative, branchen- und technologieoffene Mittelstandsförderung stark zu machen. Von diesen Förderprogrammen sollen unbürokratisch vor allem auch kleine Unternehmen profitieren können.
Handwerkstag-Präsident Ermer: „Wir hoffen, dass es im Interesse all jener potenziellen Antragsteller im Handwerk schon sehr bald Aufschluss über Ausgestaltung und Einsatz der hierfür vorgesehenen Mittel geben wird. Und dass das Förderinstrumentarium durch bürokratische Hürden nicht eher abschreckend wirkt.“
Hintergrund: Überprüfung von reglementierten Berufen in der EU
Laut einem im Herbst 2013 von der EU-Kommission veröffentlichten Plan zur „Bewertung der nationalen Reglementierungen des Berufszugangs“ haben alle EU-Länder ihre Ausbildungs- und Qualifizierungssysteme zu überprüfen und Zugangsbeschränkungen zu rechtfertigen. Ziel sei es, auf diese Weise nationale Wettbewerbsbeschränkungen im europäischen Binnenmarkt zu erkennen und zu beseitigen. – In Deutschland betrifft diese Überprüfung Qualifikationen, Titel und Abschlüsse etwa für Ärzte, Apotheker, Ingenieure und Architekten, aber auch die im Gesetz zur Ordnung des Handwerks (Handwerksordnung) ausgewiesenen 41 zulassungspflichtigen Handwerksberufe.
Mit konkreten Beschlüssen auf EU-Ebene ist nicht vor Ende 2016 zu rechnen: Die EU-Mitgliedsstaaten sind zunächst aufgefordert, im April 2015 und im Juni 2016 in „nationalen Aktionsplänen“ darzulegen, wie Berufszugänge im Interesse der europäischen Bürger wirkungsvoller geregelt werden können.
Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag •
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Frank Wetzel,
0351/4640 510
0351/4640 511
www.handwerkstag-sachsen.de