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Presseinformation

Dresden, 16. November 2015

Abiturienten und Akademiker im Handwerk unverzichtbar!
Neue Wege beim Aufbau von Fach- und Führungskräften geboten / Appell: Berufsorientierung an Gymnasien nicht einseitig auf akademische Ausbildung ausrichtent

Angesichts des zunehmenden Mangels an Fach- und Führungskräften in der gewerblichen Wirtschaft sowie wachsender Anforderungen in der Berufs- und Arbeitswelt setzt das Handwerk verstärkt auf direkte Ansprache und individuelle Beratung von Abiturienten, aber auch von Studienaussteigern. „Wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit der ´Wirtschaftsmacht von nebenan` für die Zukunft sichern wollen, kommen wir nicht umhin, neue Zielgruppen zu erschließen“, wie der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, Roland Ermer, am Montag vor Medienvertretern in Dresden mitteilte.

Handlungsbedarf ergibt sich für die Dachorganisation des sächsischen Handwerks vor allem aufgrund prognostizierter rückläufiger Zahlen bei Absolventen allgemeinbildender Schulen in Deutschland bis 2025 sowie eines sich schon jetzt abzeichnenden Wandels in der Zusammensetzung von Auszubildenden. Zwar werde man zur Gewinnung von Berufsnachwuchs weiterhin vor allem auf Haupt- und Realschulabgänger zugehen, „dennoch wird dies nicht mehr ausreichen, um genügend Nachwuchskräfte für das Handwerk zu akquirieren“, sagte Ermer.

Für eine intensivere Aus- und Fortbildung von Abiturienten und Studienaussteigern im Handwerk spricht zudem der rasch wachsende Bedarf an qualifizierten Führungskräften, um etwa die erwartete Welle von Unternehmensnachfolgen erfolgreich zu meistern. Allein im Sachsen-Handwerk werden sich bis 2025 altershalber die Chefs von bis zu 9.000 Einzelunternehmen vor die Aufgabe gestellt sehen, ihr Lebenswerk in jüngere Hände zu legen. – Zudem dürften die in vielen Berufen komplexer werdenden Qualifikationsanforderungen infolge technologischen und digitalen Wandels in der Arbeitswelt gerade für Abiturienten eine anspruchsvolle Herausforderung sein.

Bei der Werbung von Abiturienten für eine duale Berufsausbildung kann das Handwerk erste Erfolge vermelden. So entfielen laut Lehrlingsstatistik im Jahr 2014 im sächsischen Handwerk 583 der 4.651 neu geschlossenen Lehrverträge auf Schulabgänger mit Hochschulreife.

Mit der Abiturienten-Quote von 12,5 Prozent bei Neu-Lehrverträgen liegt der weiß-grüne Freistaat nicht nur bundesweit (11,0 Prozent) über dem Durchschnitt, sondern auch über dem im Osten Deutschlands (11,9 Prozent).

Neben Abiturienten und Realschulabsolventen mit zunehmendem Wunsch nach einer Studienberechtigung als zweitem Abschluss gilt das Interesse des Wirtschaftsbereichs Handwerk seit etwa 2012/2013 nicht minder der jährlich größer gewordenen Gruppe an Studienaussteigern (Studienabbrechern). „Wer über einen Ausstieg aus dem Studium nachdenkt, ist keineswegs in einer aussichtslosen Lage“, stellte der Handwerkspräsident klar. „Wir sind sogar überzeugt, dass Studienaussteiger vielfach beste Voraussetzungen für eine erfolgversprechende Laufbahn im Handwerk mitbringen.“

Oftmals würden die in Schule und in ersten Hochschulsemestern erworbenen Qualifikationen und Teilabschlüsse auf die betriebliche Ausbildungszeit angerechnet. Dadurch seien zumeist auch vorzeitige Prüfungen möglich. – Im Regelfall ist es das Ziel, Studienaussteiger über passgenaue Bildungsangebote zu Handwerksmeistern zu qualifizieren. Nicht selten finden junge Leute nach der betrieblichen Ausbildung doch noch erfolgreich den Weg zum Studium, um danach als dringend benötigte Fach- und Führungskräfte oder als Unternehmer ins Handwerk zurückzukehren.

Belastbare Fakten und Zahlen zu Studienaussteigern, die bislang über eine Ausbildung im Handwerk ihren beruflichen Weg gefunden haben, gibt es aktuell nicht. Nach Hochrechnungen dürften im sächsischen Handwerk inzwischen mehr als 100 Studienaussteiger – darunter in Berufen wie Kfz-Mechatroniker, Tischler, Zimmerer und Elektroniker – in eine duale handwerkliche Ausbildung vermittelt worden sein.

Forderungen an die Landespolitik

An die Landespolitik appellierte der Sächsische Handwerkstag, in der Berufsorientierung an den Gymnasien flächendeckend dafür zu sorgen, dass die Schüler – wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben – tatsächlich nicht nur einseitig mit Studienmöglichkeiten, sondern ebenso mit Chancen und Wegen einer dualen beruflichen Aus- und Fortbildung vertraut gemacht werden.

Handwerkstag-Präsident Ermer: „Darüber hinaus erinnern wir erneut an das von der CDU/SPD-Landesregierung im Herbst 2014 per Koalitionsvertrag gegebene Versprechen, den Aufbau von Fach- und Führungskräften im Handwerk durch Einführung eines Meisterbonus zu fördern. Leider ist hierzu noch immer nichts Substanzielles zu vernehmen.“

Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Frank Wetzel,
0351/4640 510
0351/4640 511

www.handwerkstag-sachsen.de

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