Dresden, 18. Dezember 2020
Corona-Krise: Stimmung im Sachsen-Handwerk eingetrübt
Anträge auf staatliche Finanzhilfen für coronageschädigte Betriebe in der Regel zu kompliziert, unübersichtlich, missverständlich
Mit Blick auf neuerliche massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens sowie des Wirtschaftsverkehrs aufgrund verstärkten Corona-Infektionsgeschehens hat sich die zwischenzeitlich aufgehellte Stimmung im Handwerk wieder deutlich eingetrübt. „Bereits beim ersten bundesweiten Total-Lockdown im Frühjahr hatten unsere Betriebe praktisch erfahren, was es bedeutet, mit Umsatzausfällen in Größenordnungen klar zu kommen. Umso wichtiger ist es, den erneut von amtlichen Schließungen betroffenen Betrieben wiederum schnell und effektiv finanzielle Hilfe zukommen zu lassen“, wie der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, Roland Ermer, am Donnerstag in Dresden sagte.
Wie die Erfahrungen von Betriebswirtschaftsberatern der Handwerksorganisation zeigen, trifft der zweite verschärfte Lockdown im zu Ende gehenden Jahr viele Kleinst- und Kleinbetriebe ins Mark, darunter in erster Linie Textil- und Gebäudereiniger, Kosmetiker, Friseure sowie Lebensmittelhandwerker, die stark auf Café- bzw. Gastronomie-Leistungen fokussiert sind. Aber auch Dienstleister wie Augenoptiker, Hörakustiker und Kfz-Betriebe, die weiterhin am Markt präsent sein dürfen, bekommen die harten Corona-Auflagen in der Bevölkerung zu spüren.
Ad-hoc-Befragungen im Handwerk ergaben, dass sich in Sachsen jeder dritte Betrieb mit Problemen bei der Beschaffung und Verfügbarkeit von Materialien konfrontiert sieht, da handwerkliche Lieferketten weiterhin gestört sind. Ebenfalls rund ein Drittel der Befragten gibt an, teilweise auf Mitarbeiter verzichten zu müssen, weil diese entweder erkrankt sind, sich in Quarantäne befinden oder aber Kinder betreuen, die wegen geschlossener Schulen und Kitas zu Hause bleiben müssen. – Da aber Fachkräfte auch in Nicht-Corona-Zeiten am Markt nur schwer zu kriegen sind, sind die meisten Betriebe daran interessiert, ihre Belegschaft auch in schwierigen Zeiten (u.a. über die Kurzarbeitergeld-Regelung) zusammenzuhalten.
Ein massives Hindernis für coronabedingt unverschuldet in Not geratene Betriebe stellen nach Einschätzung des Handwerkstages die Anträge auf staatliche Hilfen dar, die in der Regel nicht nur unverständlich abgefasst, sondern auch mit viel zu viel Bürokratie verknüpft sind.
„Obwohl Politiker immer wieder gern betonen, dass durch Corona geschädigten Unternehmen schnell und unbürokratisch geholfen werde, kommen Antragsteller beim Ausfüllen der Formulare kaum ohne fachlichen Beistand Dritter (Betriebswirtschaftsberater, Wirtschafts- und Steuerprüfer etc.) aus – unabhängig davon, ob diese Vorgabe ohnehin vorgeschrieben ist oder nicht“, kritisierte Ermer. Auch die Formulare für Überbrückungshilfen und Umsatzerstattungen seien zu kompliziert, unübersichtlich und teilweise missverständlich aufbereitet.
Für Verwirrung bei den Corona-Förderanträgen sorgen vor allem Kriterien, die staatlichen Finanzhilfen zugrunde liegen, sowie die unterschiedlichen Schwellenwerte, die für die Höhe staatlicher Unterstützung ausschlaggebend sind. – Laut einer Umfrage des Bankenverbandes BVR und der DZ Bank monieren nahezu 90 Prozent der Inhaber von Betrieben, die bis zu 20 Beschäftigte haben, einen zu hohen Verwaltungsaufwand.
Sachsen: Handwerk und Mittelstand im ländlichen Raum stärker fördern!
Auf Unverständnis im sächsischen Handwerk stößt nicht zuletzt, dass der 2019 erstmals aufgelegte und zügig ausgeschöpfte Landesfördertopf „Regionales Wachstum“ zwar im August 2020 erneut mit 30 Millionen Euro aufgefüllt wurde, aber auch dieses Programm wegen großer Nachfrage de facto schon nicht mehr verfügbar ist.
„Damit erweist sich dieses Förderprogramm zur Stärkung des Handwerks im ländlichen Raum erneut nur als ein Strohfeuer, verhallt unsere Forderung nach Verstetigung dieses Fördertopfs in künftigen Landeshaushalten offenbar ungehört“, wie Handwerkstag-Vizepräsident Frank Wagner sagte. „Denn wie wir jetzt erfahren haben, soll es im sächsischen Doppelhaushalt 2021/2022 diesbezüglich keine Neuauflage geben. Für uns ist das ein Unding!“
Mit Nachdruck unterstreicht der Handwerkstag daher seine Erwartung, dieses Mini-Förderprogramm für die kleinteilige Wirtschaft im ländlichen Raum endlich zu verstetigen und in den Landeshaushalten kommender Jahre zu untersetzen.
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