Dresden, 9. Juli 1998
Meisterbrief im Handwerk genießt europaweit guten Ruf
Der Sächsische Handwerkstag hat die von der Monopolkommission geforderte Abschaffung der Meisterqualifikation als Voraussetzung zur Führung eines Handwerksbetriebes als untauglichen Versuch gewertet, dem Wirtschaftsstandort Deutschland wieder zu mehr Attraktivität zu verhelfen. "Meisterprüfung und Meisterbrief in Deutschland haben wesentlich dazu beigetragen, wirtschaftlich sichere Existenzen aufzubauen und qualifizierte Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen", erklärte der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, Wolfgang Rühlig, am Donnerstag in Dresden.
Rühlig verwies darauf, daß sich die Zahl der gemeldeten sächsischen Handwerksbetriebe seit 1990 um rund 20 000 auf derzeit knapp 51 000 erhöht hat.
Pro Betrieb sind heute durchschnittlich zehn Beschäftigte tätig. Noch 1990 kamen im Durchschnitt drei Beschäftigte je Betrieb. Mehr als 50 000 junge Leute erhielten in diesem Wirtschaftsbereich im Freistaat seit 1990 eine Berufsausbildung. Damit stehe der handwerkliche Meisterbrief ("Großer Befähigungsnachweis") nicht nur für fachliche Kompetenz, sondern auch für unternehmerische und Ausbilderqualifikation.
Nach Überzeugung des Handwerks ist es der Vorschrift einer handwerklichen und kaufmännischen Prüfung zu verdanken, daß die Insolvenzquote im Handwerk nur halb so hoch ausfällt wie in anderen Wirtschaftsbereichen. Hinzu kommt, daß sich der Verbraucher auf die Qualität handwerklicher Produkte und Dienstleistungen im allgemeinen mehr verlassen kann, weil der Meister für Solidität und Sicherheit bürgt. Ganz wichtig ist Verbraucherschutz, wenn es zum Beispiel um Strom, Gas, Wasser oder Autos geht.
Völlig negiert wird von der Monopolkommission, daß der Zugang zum deutschen Handwerk auch ohne Meisterbrief möglich ist und mittlerweile auch andere europäische Staaten darüber nachdenken, wie die Gruppe der kleinen und mittleren Betriebe auf nationaler Ebene nach deutschem Vorbild gestärkt werden kann.
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