Dresden, 27. November 1998
Handwerk verharrt weiterhin im Konjunkturtal
Sächsischer Handwerkstag stellt Herbstkonjunkturanalyse-Ergebnisse ´98 vor
Das sächsische Handwerk verharrt ungeachtet einer leichten Belebung im Sommerhalbjahr weiterhin im Konjunkturtal. Da die geringfügigen Positiveffekte nicht die Kraft des Vorjahres erreichten, rechnen die meisten Handwerksbetriebe - mit Ausnahme des zulieferorientierten Metallgewerbes im Südwesten des Freistaates - auch für die nächsten Monate nicht mit einer durchgreifenden Besserung der Wirtschaftslage. Gedämpft bleiben die Erwartungen nicht zuletzt aufgrund der von der Politik erzeugten Verunsicherungen bei der Reform des Steuern- und Abgabensystems. Das ergibt sich aus der Herbstkonjunkturumfrage ´98 des Sächsischen Handwerkstages, deren Ergebnisse Geschäftsführerin Ingeborg Schöne am Freitag vor Journalisten in Dresden erläuterte.
Wichtiges Indiz für diese Gesamteinschätzung sind die Aussagen zur Geschäftslage (Umsatz, Preise, Gewinne) im Handwerk, wonach lediglich knapp ein Viertel der befragten Unternehmen die Lage mit "gut", 28 % dagegen mit "schlecht" bewerten. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum liegt damit der Anteil unzufriedener Betriebe um vier Prozentpunkte höher.
Insgesamt wird das Konjunkturbild im Handwerk weiterhin vor von der anhaltend unbefriedigenden Situation im Bau- und Ausbaugewerbe bestimmt - im Bauhandwerk klagt jeder fünfte Betrieb über eine schlechte Konjunktur, im Ausbaugewerbe sind es sogar 27 % der Betriebe. Positiv stellt sich die Lage dagegen bei den Zulieferern im Metallgewerbe dar - fast ein Drittel der Befragten spricht hier von einer guten Geschäftslage; lediglich 22 % sind unzufrieden. Daß sich der handwerkliche Zuliefersektor weiterhin konsolidiert, ist vor allem Ansiedlungen produzierender Gewerbe in der Chemnitzer Region zu danken, die das Handwerk an einstige Zuliefertraditionen anknüpfen lassen.
Im allgemeinen verhalten sind die Geschäftserwartungen der Unternehmen für das Winterhalbjahr 1998/99. Während ein Fünftel auf Besserung hofft, rechnen
31 % der befragten Betriebe mit einem weiteren Abwärtstrend. Regional ist bei Handwerksfirmen aus den Regierungsbezirken Chemnitz und Dresden der Optimismus stärker ausgeprägt als bei Unternehmen aus dem Leipziger Raum.
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum weiter zurückgegangen sind in vielen Branchen die Umsätze. Lediglich 18 % der Handwerksbetriebe melden diesbezüglich Steigerungen, 38 % dagegen Einbußen, darunter vor allem das Kfz- sowie das Dienstleistungsgewerbe. Von Rückgängen am stärksten betroffen sind Betriebe aus dem Regierungsbezirk Leipzig. Hinsichtlich der Umsatzentwicklung im Winterhalbjahr haben 39 % der befragten Betriebe negative Erwartungen; nur 12 % rechnen mit einer Trendwende.
Angespannt ist in Unternehmen der meisten Branchen auch die Auftragslage. Mehr als ein Drittel (35 %) der Unternehmen - darunter wiederum überdurchschnittlich vor allem das Kfz- sowie das Dienstleistungsgewerbe - klagen über rückläufige Auftragsbestände, nur 15 % über einen Zuwachs.
Ebenfalls im Negativtrend die Entwicklung bei den Verkaufspreisen: Preisverluste geben mehr als ein Viertel der Befragten (27 %) an, lediglich 7 % der Betriebe können für Waren und Dienstleistungen höhere Preise erlösen. Aufgrund der hohen Betriebsdichte macht der Preisverfall vor allem der Bau- und Ausbaubranche zu schaffen. Bezüglich der Preisentwicklung hoffen 71 % der befragten Unternehmer auf eine Stabilisierung; 21 % befürchten einen weiteren Absturz.
Ein Spiegelbild für die anhaltende Konjunkturflaute ist auch das Investitionsverhalten in den Unternehmen. Schlecht gefüllte Auftragsbücher, fehlende Gewinnmargen sowie ein unverändert hoher Kostendruck durch Steuern und Abgaben zwingen immerhin 42 % der Betriebe dazu, Investitionen zu reduzieren; 13 % dagegen (vor allem im Gewerbe für den gehobenen Bedarf) legen bei derartigen Aktivitäten zu.
Trotz der unbefriedigenden wirtschaftlichen Situation erweist sich das Handwerk in puncto Beschäftigung im Gesamtdurchschnitt als Garant für stabile Arbeitsplätze.
16 % der befragten Betriebe - vor allem aus den Regierungsbezirken Chemnitz und Dresden - verweisen auf Neueinstellungen, der gleiche Anteil an Betrieben (in erster Linie aus dem Raum Leipzig) auf Personalabbau. Bleibt das Konjunkturloch bestehen, halten Handwerksunternehmen insgesamt eher eine Verminderung des Personalbestandes für wahrscheinlich.
- An der repräsentativen Herbstkonjunkturumfrage ´98 des Sächsischen Handwerkstages nahmen 3123 Handwerksbetriebe aus allen drei sächsischen Kammerbezirken teil.
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