Presseinformation
Dresden, 17. Juni 2002
Konjunkturlage unbefriedigend -
Handwerk kritisiert Reformstau
Sächsischer Handwerkstag stellt Ergebnisse der
Frühjahrskonjunkturanalyse 2002 vor / Rahmenbedingungen für Mittelstand nach
wie vor unakzeptabel
Die Stimmung im sächsischen Handwerk, das weiterhin im Konjunkturtief steckt, hat sich im Vergleich zum Vorjahr weiter verschlechtert. Wegen des akuten Reformstaus in der Gesundheits-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und eines damit einher gehenden Kostendrucks auf die Unternehmen ist das Misstrauen gegenüber der Politik der derzeitigen Bundesregierung gewachsen. „Mit Sorge stellen wir fest, dass von der Politik keine nachhaltigen Impulse für eine Konjunkturbelebung ausgehen“, wie Handwerkstag-Präsident Joachim Dirschka am Montag vor der Presse in Dresden einschätzte. „Statt eines strategischen Konzepts dominieren allenfalls politischer Aktionismus und fehlender Mut zu durchgreifenden Veränderungen.“
Wie die Auswertung der Frühjahrskonjunkturumfrage 2002 im sächsischen Handwerk ergab, ist jetzt nur noch jeder zehnte Betrieb (Herbst 2001: 16 % der Unternehmen) mit seiner Geschäftslage zufrieden; 48 % sind unzufrieden (Herbst 2001: 39 % der Betriebe). Diese Entwicklung sei nicht auf saisonale Unwägbarkeiten, sondern vor allem auf eine insgesamt zu schwache Konjunktur im industriellen Sektor sowie auf Konsumzurückhaltung bei Privathaushalten zurückzuführen, sagte Dirschka. Im Unterschied zu früheren Konjunkturerhebungen im Handwerk falle zudem auf, dass es diesmal keine regionalen Unterschiede in den Gesamteinschätzungen gibt.
Einen deutlichen Einbruch in der Geschäftsentwicklung signalisieren das zulieferorientierte Metallgewerbe (13 % zufrieden, 43 % unzufrieden) sowie der Ausbausektor (12 % zufrieden, 50 % unzufrieden). Unverändert angespannt ist die Situation nach wie vor im Bauhauptgewerbe (9 % zufrieden; 55 % unzufrieden). Auf niedrigem Niveau leicht stabilisiert (13 % zufrieden; 44 % unzufrieden) hat sich das Kfz-Gewerbe. Ein negatives Bild zeichnen die Nahrungsmittelhandwerke (Bäcker, Fleischer): Während gut ein Zehntel der hierzu Befragten Zufriedenheit angibt, beurteilen immerhin ein Drittel die Geschäftslage gegenteilig.
Wenig Optimismus kommt auch in den Antworten nach Erwartungen für die Geschäftsentwicklung im Sommerhalbjahr 2002 zum Ausdruck: 13 % (Herbst 2001: 13 %) der Handwerksunternehmer erwarten bessere, 43 % (Herbst 2001: 45 %) jedoch eher schlechtere Zeiten.
Auch in puncto Beschäftigtensituation im sächsischen Handwerk hat sich der Negativtrend verschärft. Seit Herbst 2001 verringerte jeder vierte Betrieb seine Belegschaft; nur 5 % der Unternehmen stellten Personal ein. „Damit reduzierte sich die Zahl der Arbeitsplätze im sächsischen Handwerk erneut um rund 10.000“, erläuterte der Präsident. Der größten Stellenabbau entfiel dabei – auch saisonal bedingt – auf das Bau- und Ausbaugewerbe. Aber auch in Sachsens Kfz-Gewerbe trennte sich jeder vierte Betrieb von Mitarbeitern. – Für das Sommerhalbjahr sind die Erwartungen auf Neueinstellungen im Gesamthandwerk sehr verhalten: Nur 8 % halten für denkbar, zusätzliches Personal einzustellen.
Umsatzrückgänge im Winterhalbjahr melden insgesamt 63 % der sächsischen Handwerker, Steigerungen jedoch nur 7 %. Für das kommende Halbjahr sind Hoffnungen auf eine Besserung der Situation gedämpft. – Ähnlich trüb sieht es bei der Auftragslage aus: 57 % der Firmen melden rückläufige Auftragseingänge, 7 % Zuwächse. Damit liegt der mittlere Auftragsvorlauf im Durchschnitt bei 4,7 Wochen, während Unternehmer in der Regel erst bei Aufträgen für mindestens drei aufeinander folgende Monate halbwegs Planungssicherheit haben.
Unverändert kritisch ist das Bild bei den Verkaufspreisen für Produkte und Dienstleistungen. Ein Viertel der Firmen geben an, dass Zugeständnisse unumgänglich waren, 22 % erzielten höhere Preise am Markt. Vom Preisverfall besonders betroffen: das Bauhauptgewerbe. Hier musste immerhin fast jedes zweite Unternehmen (48 %) seine Preise nach unten anpassen.
Ein Beleg für die angespannte Situation im sächsischen Handwerk ist nicht zuletzt das Investitionsverhalten: Danach haben auch im zurückliegenden Halbjahr 63 % der Betriebe nicht oder nur geringfügig investiert; lediglich 6 % der Unternehmen erhöhten Ausgaben für Investitionen. Anzeichen für eine Belebung der Investitionstätigkeit im Sommerhalbjahr 2002 gibt es kaum.
Präsident Dirschka: „Die Handwerksunternehmen müssen insbesondere von Lohnnebenkosten endlich entlastet werden, so dass wieder mehr Investitionsmittel verfügbar sind, neue Arbeitsplätze entstehen können. Arg zu schaffen machen dem Gros der sächsischen Handwerksmeister vor allem eine dünne Eigenkapitaldecke sowie eine schlechte Liquidität.“
- An der repräsentativen Umfrage zur Handwerkskonjunktur im Frühjahr 2002 nahmen 2.704 von 9.600 angeschriebenen Handwerksunternehmen (= 28,1 %) aus allen drei sächsischen Regierungsbezirken teil.
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