Dresden, 18. November 2002
Handwerk Sachsens steckt weiterhin im Konjunkturloch
Ergebnisse der Herbstkonjunkturanalyse 2002: Stimmung im
Handwerk weiterhin bedrückend
Für die seit Jahren auf niedrigstem Niveau verharrende Konjunktur im ostdeutschen Handwerk ist keine Trendwende in Sicht. Die Stimmung unter den vor allem binnenmarktorientierten Handwerksunternehmern blieb im Herbst im Tief und ist vor dem Hintergrund der mittelstandsfeindlichen Rahmenbedingungen schlecht wie seit langem nicht. Dies betrifft im sächsischen Handwerk nahezu alle Branchen, und zwar in der gesamten Fläche, wie die Ergebnisse der Herbstkonjunkturanalyse 2002 des Sächsischen Handwerkstages ausweisen.
Wie Handwerkstag-Vizepräsident Dietrich Hamann am Montag vor Journalisten in Dresden ausführte, bewerten laut Umfrage 16 % der befragten Handwerksfirmen Sachsens ihre Geschäftslage als gut, 39 % dagegen als schlecht. Damit liegt diese Einschätzung auf dem exakt gleichen Niveau wie im Herbst 2001. Nur im Vergleich zum Frühjahr 2002 lässt sich, saisonal bedingt, insgesamt eine leichte Belebung im Handwerk konstatieren.
Spürbar verschlechtert hat sich die Situation vor allem im zulieferorientierten Metallgewerbe – hier geben 18 % der Unternehmen (Herbst 2001: 20 %) eine gute Lage an, während 36 % der Betriebe (Herbst 2001: 32 %) unzufrieden sind. Besonders deutlich zeigt sich dieser auf mangelnde Binnennachfrage und momentane Exportschwäche der deutschen Wirtschaft zurückzuführende Trend im westsächsischen Handwerk (Regierungsbezirk Chemnitz).
Eine schlechtere Geschäftslage registrierten darüber hinaus Dienstleistungsgewerbe (u.a. Gebäudereiniger, Gesundheitsgewerbe) im Handwerk: 15 % zufrieden; 35 % unzufrieden. Dagegen war in den Bau- und Ausbaugewerben eine saisonale Belebung erkennbar.
Sehr gedämpft sind die Erwartungen im Handwerk für das Winterhalbjahr: Branchenübergreifend rechnen 44 % (Herbst 2001: 45 %) aller befragten Unternehmen, vor allem im Bauhauptgewerbe, mit einem weiteren Abwärtstrend.
Eingetrübt stellt sich aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes zwangsläufig auch die Beschäftigtensituation im sächsischen Handwerk dar: 9 % der befragten Unternehmen (Herbst 2001: 10 %) stellten Personal ein; 14 % (Herbst 2001: 14 %) mussten Arbeitsplätze abbauen. Im Saldo gingen damit im Sommerhalbjahr mehr als 2.000 Arbeitsplätze im Handwerk verloren (nicht berücksichtigt der Verlust an Arbeitsplätzen in den seit Jahresbeginn aus unterschiedlichen Gründen aufgegebenen Betrieben). – Wie im Vorjahreszeitraum geht nahezu jedes dritte Unternehmen (29 %) davon aus, im Winterhalbjahr weiteres Personal freizusetzen. Anzeichen für Neueinstellungen gibt es dagegen kaum.
Nach wie vor prekär sieht es ebenso bei der Umsatzentwicklung aus: 42 % aller Handwerksbetriebe mussten Einbußen hinnehmen; lediglich 15 % gaben Zuwächse an. Eine nahezu positive Ausnahme bilden Unternehmen aus dem Bauhauptgewerbe; hier vermerkten „nur“ ein Drittel der befragten Betriebe einen Umsatzrückgang. – Insgesamt rechnen Handwerksbetriebe branchenübergreifend für das Winterhalbjahr mit einer negativen Entwicklung.
Beim Auftragsbestand – Frühindikator für die künftige Geschäftstätigkeit – ist die Lage in den meisten Branchen ebenfalls angespannt: 44 % der befragten Firmen meldeten eine Verringerung (Herbst 2001: 46 %), nur 12 % (Herbst 2001: 11 %) Zuwächse. Im Bauhauptgewerbe konnten, wiederum saisonal bedingt, 19 % der Unternehmen ihr Auftragspolster aufbessern. – Derzeit liegt die durchschnittliche Auftragsreichweite im Bauhaupt-, Bauneben- sowie im Metallgewerbe bei 5,3 Wochen, d.h. weit hinter der Minimal-Zielmarke von drei aufeinander folgenden Monaten.
Bei den Verkaufspreisen für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen mussten 20 % der Unternehmen (Herbst 2001: 29 %) Einbußen hinnehmen, während 13 % (Herbst 2001: 14 %) höhere Preise am Markt erzielten. Mit Preisverfall besonders zu kämpfen hat das Bauhauptgewerbe. - Für das Winterhalbjahr hoffen 14 % der Betriebe, moderat höhere Preise durchsetzen zu können; 17 % befürchten eher einen Minustrend.
Nicht zuletzt ist das äußerst eingeschränkte Investitionsverhalten ein Abbild der schwierigen Wirtschaftslage: Wie im Vorjahreszeitraum gaben 56 % der Betriebe an, keine bzw. weniger Mittel für Investitionen eingesetzt zu haben; nur 8 % der Unternehmen erhöhten diesbezüglich ihre Ausgaben. Anzeichen für eine Belebung bei Investitionen im sächsischen Handwerk sind nicht erkennbar.
- An der repräsentativen Konjunktur-Erhebung im Herbst 2002 nahmen insgesamt 2.463 (26,5 %) von 9.292 angeschriebenen Handwerksbetrieben aus allen drei sächsischen Regierungsbezirken teil.
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