Dresden, 5. November 2003
Ausbildungsplatzumlage setzt arbeitsintensiven Betrieben stark zu
Handwerkstag: Höhere Lohnnebenkosten und mehr Bürokratie sind Folgen der
angedrohten Umlage / Bedarfsgerechte Ausbildung damit fraglich
Trotz der noch hohen Zahl bislang unvermittelter Bewerber auf dem
Lehrstellenmarkt hat der Sächsische Handwerkstag die Bundesregierung erneut
davor gewarnt, mit einer Ausbildungsplatzumlage den Kostendruck auf die
gewerbliche Wirtschaft zu verschärfen. Die nicht nur auf dem Arbeitsmarkt,
sondern auch in der beruflichen Ausbildung komplizierte Situation sei
„keineswegs sturer Ignoranz im Unternehmerlager, sondern in erster Linie
ungebremst steigender Lohnnebenkosten geschuldet“.
Wie Präsident Joachim Dirschka am Mittwoch in Dresden weiter erklärte,
verteuerten in Deutschland insbesondere hohe Abgaben und Steuern die Arbeit
von Handwerksbetrieben. „Durch die von Rot-Grün favorisierte
Ausbildungsplatzumlage wird eine Handwerkerstunde noch teurer. Für einen
durchschnittlichen Betrieb mit etwa fünf Angestellten dürften die Kosten
damit auf Anhieb um 1.000 Euro steigen.“ Insgesamt träfen die aus der
angedrohten Abgabe resultierenden Belastungen besonders arbeitsintensive
Betriebe, die hohe Lohn- und Gehaltssummen haben. Parallel dazu nehme in
erheblichem Maße der bürokratische Aufwand zu.
Zu zweifeln ist nach Einschätzung des Handwerkstages ohnehin an der
Zielgenauigkeit staatlicher Lenkungsmaßnahmen in der Aus- und Weiterbildung.
„So fragen wir uns ernsthaft, ob eine staatliche Intervention zur Förderung
außerbetrieblicher Ausbildung letztlich nicht eher dazu führt, am Bedarf des
Arbeitsmarktes vorbei auszubilden.“ Stattdessen, so Dirschka, sollte sich
die Politik vielmehr mit der Frage beschäftigen, warum Lehrstellen suchende
Schulabgänger heutzutage immer weniger den Anforderungen an die
Berufsbildung gerecht werden. Ein Indiz dafür sei etwa die Zahl an
Lehrstellen im Handwerk, für die bislang keine geeigneten Kandidaten
gefunden werden konnten. – Auf der anderen Seite müssten natürlich auch
junge Leute bei der Wahl aus dem Lehrstellenangebot mehr Flexibilität an den
Tag legen.
Hintergrund des neuerlichen Vorstoßes des sächsischen Handwerks gegen eine
Einführung der Ausbildungsplatzumlage sind Berichte unter Hinweis auf ein
aktuelles SPD-Eckpunktepapier, wonach nunmehr Betriebe, die nicht oder
zuwenig ausbilden, mit einem Prozent ihrer Bruttolohn- und Gehaltssumme
belangt werden sollen. Vorgesehen ist demnach, dass Berufsgenossenschaften
oder Bundesknappschaft diese Umlagen einziehen und an Branchenfonds der
Tarifpartner zur Finanzierung zusätzlicher Lehrstellen weiterleiten (vgl.
Handelsblatt, 5. November 2003).
Bis 31. Oktober 2003 wurden für das Ausbildungsjahr 2003/2004 im sächsischen
Handwerk 7.792 Lehrverträge geschlossen. Das sind 139 (1,8 %) mehr als im
Vorjahreszeitraum.
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Sächsischer Handwerkstag
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