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Presseinformation

Dresden, 22. Juni 2004

Konjunktur im Handwerk unverändert auf Talfahrt
Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturanalyse 2004 vorgestellt / Unternehmer und Verbraucher durch unberechenbare Politik verunsichert

Die seit langem anhaltende konjunkturelle Talfahrt in der Binnenwirtschaft mit unveränderter Zurückhaltung auf der Nachfrageseite macht dem sächsischen Handwerk weiterhin arg zu schaffen. Zusätzlich verkompliziert wird die Lage durch eine in großen Teilen unentschlossene und jegliches Vertrauen untergrabende Wirtschaftspolitik auf Bundesebene. „Trotz großer Reformansagen hat sich kaum Greifbares zum Besseren verändert“, wie Handwerkstag-Vizepräsident Dietrich Hamann am Dienstag vor Journalisten in Dresden konstatierte. Zu einem Aufschwung werde es binnenwirtschaftlich erst kommen, „wenn Unternehmer und Verbraucher bei Investitions- bzw. Kaufentscheidungen wieder auf Verlässlichkeit politischer Zusagen bauen können“.

Wie die Frühjahrskonjunkturumfrage 2004 im sächsischen Handwerk ausweist, sind derzeit nur 13 % der befragten Unternehmen (Frühjahr 2003: 14 %) mit ihrer Geschäftslage zufrieden; 45 % (Frühjahr 2003: 46 %) jedoch unzufrieden. Dieses Ergebnis entspricht nahezu dem Wert des Vorjahres und verdeutlicht sowohl die wirtschaftliche als auch die politische Stagnation. Ein Indiz dafür sind auch die Betriebslöschungen aus wirtschaftlichen Gründen: In den ersten vier Monaten 2004 gaben 433 Betriebe auf, davon 226 meisterpflichtige Vollhandwerksbetriebe.

Gegenüber dem Vorjahr verschlechtert hat sich die Situation maßgeblich im Bauhaupt- und im Baunebengewerbe. Nur 10 % bzw. 14 % melden eine gute, 50 % bzw. 45 % eine schlechte Lage. Nicht zuletzt machen diese Zahlen deutlich, dass die Überkapazitäten in der Bauwirtschaft noch längst nicht abgebaut sind. Relativ positiv, auf stabilisierendem Niveau, stellt sich die Situation dagegen im zulieferorientierten Metallgewerbe dar: Nahezu jeder vierte Betrieb (24 %) ist zufrieden, 27 % unzufrieden. Weniger rosig sind die Einschätzungen des Kfz-Gewerbes: 11 % konstatieren eine gute, 42 % eine schlechte Geschäftslage.

Trotz Weihnachtsgeschäfts eher verschlechtert hat sich die Stimmung im Nahrungsmittelbereich (11 % gute, 47 % schlechte Geschäftslage) sowie im Dienstleistungssektor, so bei Gebäudereinigern und Gesundheitshandwerken (14 % gut, 47 % schlecht).

Im Hinblick auf die Geschäftserwartungen für das Sommerhalbjahr äußert sich das Handwerk allenfalls gedämpft optimistisch: 14 % der befragten Betriebe rechnen mit einer Besserung (Frühjahr 2003: 15 %), 37 % (Frühjahr 2003: 46 %) mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäfte.

Negative Auswirkungen hat das anhaltende Konjunkturtief auf die Beschäftigtensituation im sächsischen Handwerk. Mit 23 % musste nahezu jeder vierte Betrieb seine Belegschaft reduzieren; lediglich 5 % der Unternehmen stellten Beschäftigte ein. Damit fielen im Winterhalbjahr 2003/2004 im sächsischen Handwerk (darunter vor allem im Bauhaupt- und Baunebengewerbe) rund 9.000 Arbeitsplätze weg. – Für das kommende Halbjahr rechnet ein Fünftel aller Handwerksfirmen mit weiterem Personalabbau; nur etwa jedes zehnte Unternehmen mit Neueinstellungen.

Einbußen beim Umsatz im Winterhalbjahr 2003/2004 geben zwei Drittel der sächsischen Handwerker an, Steigerungen nur 6 %. Für das Sommerhalbjahr sind die Hoffnungen auf höheren Umsatz eher verhalten. 17 % erwarten einen Positivtrend, 35 % befürchten weitere Einbrüche.

Im Bereich der Auftragseingänge – als Frühindikator für die weitere Konjunkturentwicklung – hat sich die Lage gegenüber dem Vorjahreszeitraum weiter zugespitzt: 55 % der Firmen melden rückläufige Auftragseingänge, lediglich 7 % einen Zuwachs. Für das kommende Halbjahr erwartet allerdings jedes fünfte Unternehmen ein stärkeres Auftragspolster; 26 % einen weiteren Auftragsschwund.

Unverändert kritisch ist die Lage ebenfalls bei Verkaufspreisen für Produkte und Dienstleistungen. 22 % der Unternehmen verweisen auf unumgängliche Preiszugeständnisse am Markt; 12 % konnten höhere Preise durchsetzen. Ruinös ist der Preiskampf vor allem unter Unternehmen des Bauhaupt- und Baunebengewerbes. Hoffnungen auf eine Stabilisierung des Preisniveaus im gesamten Handwerksbereich gibt es kaum.

In Anbetracht der unbefriedigenden Gesamtsituation im Handwerk verwundert nicht, wenn schließlich auch die Investitionstätigkeit nahezu zum Erliegen gekommen ist. Laut Konjunkturumfrage haben auch im zurückliegenden Halbjahr 54 % der Betriebe nicht bzw. kaum investiert; lediglich 10 % der Unternehmen erhöhten dafür die Ausgaben. Eine spürbare Belebung der Investitionstätigkeit im Handwerk im Sommerhalbjahr 2004 ist nicht zu erwarten.

- An der repräsentativen Umfrage zur Handwerkskonjunktur im Frühjahr 2004 beteiligten sich 2.900 von 9.538 angeschriebenen Handwerksbetrieben (= 30,4 %) aus allen drei sächsischen Regierungsbezirken.

Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Frank Wetzel,
0351/4640 510
0351/4640 511

www.handwerkstag-sachsen.de

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