Dresden, 26. August 2004
„Zweiten Arbeitsmarkt“
nicht zu Lasten des Handwerks ausdehnen!
Sächsischer Handwerkstag mahnt Abstimmungsbedarf von
gewerblicher Wirtschaft, Politik und Verwaltung an
Die Ankündigung von Bundesregierung und Bundesagentur für Arbeit, Ein-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung) in der Fläche anzubieten, stößt im sächsischen Handwerk auf Unverständnis und Verunsicherung. Handwerker befürchten, dass diese Instrumente und die jüngst bundesweite Zunahme von ABM und Beschäftigung schaffenden Infrastrukturmaßnahmen die Konkurrenz zwischen „erstem“ und „zweitem“ Arbeitsmarkt verschärfen. „Der geplante Einsatz von bundesweit 600.000 Langzeitarbeitslosen in subventionierten Tätigkeiten birgt Gefahren für den Markt handwerklicher Produkte und Leistungen“, wie Handwerkstag-Präsident Joachim Dirschka am Donnerstag in Dresden erklärte.
Eine unkontrollierte Ausuferung von „ABM und Co.“ könne reguläre Jobs im ersten Arbeitsmarkt kosten. In der Vergangenheit hatte die Schaffung von Arbeitsplätzen im „zweiten Arbeitsmarkt“ im großen Stil immer wieder zu Übergriffen auf Felder der privaten Wirtschaft geführt.
In Erinnerung ist dem sächsischen Handwerk die Blütezeit des Leipziger Betriebes für Beschäftigungsförderung Mitte der 90-er Jahre, der mit zeitweilig 8.000 Beschäftigten einen erheblichen Einbruch im Bereich des öffentlichen Auftragswesens herbeiführte. Vor dem Hintergrund leerer Kassen hatten seinerzeit im öffentlichen Interesse ABM-Kräfte und Sozialhilfeempfänger Sanierungsarbeiten in Schulen realisiert und Einrichtungen wie Gaststätten und eine Fleischerei betrieben. Reguläre Handwerksbetriebe Leipzigs dagegen verzeichneten leere Auftragsbücher und mussten qualifizierte Beschäftigte entlassen. Kardinalproblem damals war eine fehlende Transparenz und eine ungenügende Abstimmung der Aufgabenfelder des „zweiten Arbeitsmarktes“ mit den Akteuren der Wirtschaft.
„Diese Zeiten dürfen mit Hartz IV nicht erneut beginnen – wir brauchen eine klare Definition möglicher Tätigkeiten und Aufgabenfelder, um einen Missbrauch zu Lasten regulärer Arbeitsplätze zu verhindern. Das Handwerk sieht hierzu dringenden Gesprächsbedarf mit den Arbeitsagenturen und Kommunen im Freistaat – und zwar, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist“, so der Präsident.
Der Sächsische Handwerkstag vertritt rund 52.000 Betriebe, in denen etwa 300.000 Menschen beschäftigt sind und 32.000 Jugendliche ausgebildet werden. Die zahlenmäßig stärksten Gewerbezweige im sächsischen Vollhandwerk sind die Elektro- und Metallgewerbe sowie die Bau- und Ausbaugewerbe.
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