Dresden, 15. November 2004
Finanzierung – derzeit größte Herausforderung fürs Handwerk
Handwerksbetrieben mangelt es vor allem an Eigenkapital /
Handwerkstag begrüßt Schaffung eines mittelständischen Wachstumsfonds
Mit Blick auf den sich auch für kleine und mittlere Unternehmen verschärfenden Standortwettbewerb hat der Sächsische Handwerkstag an die neue Landesregierung appelliert, Finanzierungsfragen in Handwerk und Mittelstand politisch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Die Sicherung der Finanzierung stellt für unsere Unternehmen derzeit die größte Herausforderung im Geschäftsalltag dar“, wie Handwerkstag-Präsident Joachim Dirschka am Montag vor der Presse in Dresden hervorhob.
Politische Unterstützung erhofft sich das Handwerk insbesondere im Bemühen, die nach wie vor in Handwerk und Mittelstand verbreitete Eigenkapitalschwäche allmählich zu überwinden. Viele der sächsischen Handwerksbetriebe hätten nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung „praktisch bei Null“ begonnen und sich seither kaum einen soliden Eigenkapitalstock aufbauen können. Nach einer Erhebung von Creditreform (Frühjahr 2004) verfügt nur etwa jedes zehnte Handwerksunternehmen im Osten über mehr als 30 Prozent Eigenkapital, während bei zwei Dritteln der Unternehmen weniger als 20 % und bei fast 40 % der Unternehmen nicht einmal ein Zehntel der Bilanzsumme durch Eigenkapital gedeckt sind. „Auf dieser Grundlage haben selbst wirtschaftlich solide Firmen kaum eine Chance, auf Dauer am Markt zu bestehen, da nötige Investitionen einfach nicht möglich sind“, sagte der Präsident.
Ausdrücklich begrüßte Dirschka in diesem Zusammenhang die Vereinbarung der Koalitionsregierung aus CDU und SPD, in Sachsen einen mittelständischen Wachstumsfonds in Höhe von 30 Millionen Euro aufzulegen. Dies sei ein Erfolg versprechender Weg, um jungen dynamischen Unternehmen zu helfen, da auch im Mittelstand kleine Leuchttürme entwickelt werden müssten. Nicht hingenommen werden dürfe, dass technologieorientierte, innovative Unternehmen im Freistaat auf finanziellen Gründen an Wachstumsgrenzen stoßen.
Unabhängig davon setzt sich der Sächsische Handwerkstag politisch dafür ein, dass die Finanzierung von Handwerksbetrieben in herkömmlichen Branchen gesichert bleibt. Allerdings sei der Weg, derartigen Betrieben Beteiligungskapital anzubieten, nicht gangbar, da Unternehmen dies häufig nicht refinanzieren könnten.
Schließlich werde es gerade für eigenkapitalschwache kleine und mittlere Unternehmen immer schwieriger, an Darlehen der Hausbanken heranzukommen. Da es aber gerade Mittelständler und Handwerker seien, die Arbeitsplätze schaffen und Lehrstellen bereitstellen, werde „die neue sächsische Regierung im Dialog mit der Wirtschaft geeignete Lösungen finden müssen“.
Landespolitisch geboten ist aus Sicht des Handwerks nicht zuletzt, für einen funktionierenden Finanzsektor Sorge zu tragen. Da sich die privaten Großbanken aus der Fläche weitgehend zurückgezogen hätten, komme der Stärkung des öffentlichen, aber auch des genossenschaftlichen Finanzsektors größere Bedeutung zu. Zudem gelte es, die Bürgschaftsbank Sachsen weiterzuentwickeln und ebenso nach alternativen, handwerkstauglichen Finanzierungsinstrumenten (z.B. Factoringmodelle für das Baugewerbe) Ausschau zu halten.
Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD bekennen sich die Koalitionspartner zu den kleinen und mittelständischen Unternehmen als „Rückgrat der sächsischen Wirtschaft“ und damit zu einer Wirtschaftspolitik, die „auf die besonderen Anforderungen unserer mittelständisch geprägten Wirtschaftsstruktur“ ausgerichtet ist. Auch aus Sicht der Koalition stellt die mangelnde Eigenkapitalausstattung ein wesentliches Wachstumshemmnis für viele mittelständische Unternehmen dar.
siehe auch:
Hintergrund: Erwartungen des sächsischen Handwerks an die neue Landesregierung (Schwerpunkte)
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