« zurück

Presseinformation

Presseinformation

Dresden, 19. April 2005

Handwerk: Hartz-Gesetze sind größtenteils gescheitert
Vorstand des Sächsischen Handwerkstages trifft mit Bundestagsabgeordneten in Berlin zu Arbeitsgespräch zusammen

Eine ernüchternde Zwischenbilanz zur Wirksamkeit der 2002 auf den Weg gebrachten Arbeitsmarktreformen („Hartz-Gesetze“) hat der Sächsische Handwerkstag gezogen. „Die Hartz-Gesetze, die ursprünglich Wirtschaft und Arbeitsmarkt beflügeln sollten, sind größtenteils gescheitert, die Arbeitslosenzahlen aber unverändert hoch“, wie Präsident Joachim Dirschka am Dienstagabend bei einem Arbeitstreffen mit Bundestagsabgeordneten des Freistaates in Berlin sagte. Als offenbar untauglich erwiesen hätten sich „Hartz-Instrumente“ wie der Job-Floater sowie die mit vielen Vorschusslorbeeren bedachten Personalservice-Agenturen, durch die bislang nicht einmal ein Zehntel der geplanten Beschäftigungsverhältnisse entstanden seien.

Aus Sicht des Handwerks fraglich ist zudem, „inwieweit die Ich-AG wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisch als Erfolg gewertet werden können“. Bis Ende März 2005 hätten sich immerhin fast eine Viertel Million Menschen mit diesem Förderinstrument selbstständig gemacht, davon allein in Sachsen rund 22.000. Etwa ein Fünftel dieser Gründer habe jedoch zwischenzeitlich wieder aufgegeben. Auffallend sei, dass viele derartige Gründungen aus der Not der Arbeitslosigkeit entstanden seien, die – mit staatlichen Zuschüssen subventioniert – nun zu den auf eigene Rechnung und eigenes Risiko am Markt agierenden Unternehmen in unlauterer Konkurrenz stünden.

Als Beispiel nannte der Präsident den ungewöhnlich starken Zustrom an Fliesenleger-Unternehmen im sächsischen Handwerk. Deren Zahl erhöhte sich binnen eines Jahres (bis 31. Dezember 2004) um 1.134 auf 1.805 und habe – da es unterm Strich nicht mehr Arbeit für das Fliesenlegerhandwerk gebe – die Betriebsstruktur in dieser Branche nachhaltig verändert. Wo früher solide Fachbetriebe mit sicheren Arbeits- und Ausbildungsplätzen existierten, hätten heute Einzelunternehmer das Sagen. Diese subventionierten Ich-AG-Gründer kalkulierten mit Preisen am Markt, die sich Unternehmer mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf keinen Fall leisten können. „Daher bleibt am Markt seit Jahren aktiven Unternehmen zumeist keine andere Wahl, als Leute zu entlassen, so dass folglich auch die Sozialkassen leer ausgehen“, konstatierte Dirschka.

Vor diesem Hintergrund appelliert der Sächsische Handwerkstag an die Bundespolitik, bei Gesetzesänderungen und neuen Gesetzesvorhaben einschließlich der Umsetzung von EU-Richtlinien gründlicher als bisher die Folgen für jene Unternehmen zu berücksichtigen, die Arbeits- und Ausbildungsplätze bereitstellen sowie Steuern und Sozialabgaben abführen. Dabei gelte es vor allem, über eine Entkopplung der Sozialversicherungsbeiträge vom Faktor Arbeit die Lohnnebenkosten deutlich zu senken sowie zu einer Vereinfachung des Steuerrechts mit flachen Tarifen zu kommen.

Sachsenweit gibt es derzeit rund 53.600 Handwerksunternehmen. Mit davon mehr als 36.000 Unternehmen dominieren die zulassungspflichtigen Gewerbe (Meisterbrief bzw. vergleichbare Qualifikation) die Unternehmenslandschaft im sächsischen Handwerk.

Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Frank Wetzel,
0351/4640 510
0351/4640 511

www.handwerkstag-sachsen.de

« zurück