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Presseinformation

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Dresden, 21. November 2005

Neue Bundesregierung kommt - Handwerk verhalten optimistisch
Einige Forderungen des Handwerks im Koalitionsvertrag aufgegriffen / Harte Zeiten drohen vor allem durch Mehrwertsteuererhöhung ab 2007

Einen Tag vor der geplanten offiziellen Übernahme der Amtsgeschäfte durch die neue Bundesregierung sieht das sächsische Handwerk mit Blick auf den Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD verhalten optimistisch in die Zukunft. Im Unterschied zu früheren Zeiten hätten in dem Vertrag deutlich mehr Forderungen von Handwerk und Mittelstand Eingang gefunden, „so dass es gelingen könnte, bereits 2006 die seit Jahren anhaltende Rezession am Binnenmarkt zu überwinden“. Dafür stehe vor allem das 25-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm für die nächsten vier Jahre, wie der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, Joachim Dirschka, am Montag vor Journalisten in Dresden sagte.

„Voraussetzung für eine zunehmend spürbar werdende Belebung der Binnenkonjunktur ist jedoch, dass die Koalition ihre Pläne ohne Zeitverzug umsetzt, die Fördermaßnahmen in praxi vom ersten Tag an des Jahres 2006 gelten“, so der Präsident. Wenn die vereinbarten Fördermaßnahmen nicht verpuffen sollen, müsse von vornherein auch von der Bürokratie her sichergestellt sein, dass Kunde und Betrieb nicht monatelang im Ungewissen gelassen werden.

Als Beispiel für rasch umzusetzende Vorhaben aus dem Investitionsprogramm nannte Dirschka die steuerliche Förderung von Erhaltungs- und Modernisierungsaufwendungen. „Bereits seit langem fordert das Handwerk, dass privaten Auftraggebern ein Fünftel der Kosten solcher Arbeiten erstattet werden, wenn diese von regulär am Markt tätigen Handwerksbetrieben ausgeführt werden. Damit werden wir aus diesem für Schwarzarbeit anfälligen Bereich Aufträge bekommen – mit allen positiven Auswirkungen auf Betriebe, Beschäftigung und Sozialkassen.“

Hoffnung auf einen Auftragsschub setzt das Handwerk zudem in das Programm, das Investitionszuschüsse für private Auftraggeber bei energiesparenden Umbauten vorsieht. Zugleich könnte die Aufstockung des betreffenden Kohlendioxid-Gebäudesanierungsprogramms (um ein Drittel auf 1,5 Milliarden Euro) einen Teil der Ausfälle kompensieren, die dem Bauhaupt- und Baunebengewerbe durch den Wegfall der Eigenheimzulage entstehen.

Darüber hinaus, so der Handwerkstag-Präsident, enthält der besiegelte Koalitionsvertrag zahlreiche weitere Kernforderungen des Handwerks – etwa die Einführung von Kombilöhnen, Bürokratieabbau, Reform der Erbschaftsteuer und Reform der Unternehmensbesteuerung –, ohne allerdings Aussagen darüber zu treffen, „wie und wann diese Dinge umgesetzt werden sollen“.

Mehrwertsteuer-Erhöhung fürs Handwerk „besonders bittere Pille“

Kritisch äußerte sich Dirschka zu der von der Regierungskoalition für 2007 angekündigten Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte. Gerade für den vor allem binnenmarktorientierten Wirtschaftsbereich sei die Mehrwertsteuer-Anhebung „eine besonders bittere Pille“. Keineswegs sicher sei nämlich, ob die Konjunktur im nächsten Jahr einen so starken Auftrieb erhalte, um Mehrwertsteuererhöhungen und Ausgabenkürzungen ab 2007 kompensieren zu können.

Unter Bezug auf Beispielrechnungen machte Dirschka zudem deutlich, dass Handwerksunternehmer im Falle der Mehrwertsteuer-Erhöhung auf 19 Prozent aus der parallel in Kraft tretenden Absenkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung um zwei Prozentpunkte keinen Nutzen ziehen werden. Zwar werde die Verrechnungsstunde durch die Senkung der Lohnnebenkosten 2007 netto geringfügig preiswerter, im Brutto jedoch so erhöht, „dass wir als Unternehmer am Ende weiter draufzahlen“. Abwanderung in die Schwarzarbeit werde so jedenfalls nicht gestoppt.

Auf der anderen Seite befürchtet das Handwerk, dass private Haushalte ihren Konsum – nach dem erwarteten Nachfrage-Sondereffekt im kommenden Jahr – ab 2007 aufgrund der deutlich höheren Mehrwertsteuer wieder einschränken werden.

Namens des sächsischen Handwerks erneuerte Dirschka die Forderung an die Regierenden, endlich umfassende und tief greifende Reformen in der Steuer-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik in Angriff zu nehmen. Um nachhaltig Wachstum und Beschäftigung zu schaffen und so auch den Staatshaushalt zu sanieren, bleibe Ziel, die Staatsquote auf 40 Prozent und die Sozialabgaben auf unter 35 Prozent zu senken sowie die Steuerbelastung auf maximal 35 Prozent zu begrenzen. – Leider fehle es hierzu in dem Koalitionspapier jedoch an verbindlichen Aussagen.

Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Frank Wetzel,
0351/4640 510
0351/4640 511

www.handwerkstag-sachsen.de

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