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Presseinformation

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Dresden, 20. November 2006 

Konjunktureinbruch durch höhere Mehrwertsteuer befürchtet
Sächsischer Handwerkstag zieht Zwischenbilanz zu einem Jahr Reformpolitik unter Bundeskanzlerin Angela Merkel

Ein Jahr nach dem Amtsantritt der Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD unter Kanzlerschaft von Angela Merkel hat das sächsische Handwerk eine unentschiedene Zwischenbilanz gezogen. „Trotz zahlreicher positiver Reformansätze, die auch im Sinne von Handwerk und Mittelstand sind, mangelt es bislang an einer Politik aus einem Guss. So wird es offenbar unterm Strich auch 2007 nicht gelingen, die Lohnnebenkosten wirklich zu senken“, wie der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, Joachim Dirschka, am Montag in Dresden sagte. Dies sei aber aus Handwerkssicht vordringlich, damit Arbeit in Deutschland für viele Menschen wieder bezahlbar werde.

Nach Einschätzung des Handwerkstages ist die Bundesregierung mit dem seit Jahresbeginn schrittweise umgesetzten „Wachstumspaket“ prinzipiell auf dem richtigen Kurs, um mehr Wachstum und Beschäftigung in Deutschland zu erreichen. Dies betreffe etwa den Steuerbonus auf bestimmte Handwerksleistungen, das Förderprogramm für die energetische Gebäudesanierung sowie die Eckpunkte zur Erbschaftsteuer- bzw. der Unternehmensteuerreform. Die Koppelung der Erbschaftsteuerschuld an die Dauer der Betriebsfortführung entspreche einer langjährigen Forderung des Handwerks. Erfolgreich verhindern können habe das Handwerk u. a. eine Grundsteuererhöhung für mittelständische Betriebe. Diese hätte vor allem kleine und mittlere Unternehmen auch dann belastet, wenn sie gar keine Gewinne erwirtschaften.

„Mit Bedauern müssen wir jedoch feststellen, dass die positiven Ansätze beim Reformkurs der Regierung durch zahlreiche Maßnahmen konterkariert werden. Eine tatsächliche Entlastung von Unternehmen und Bürgern bleibt letztlich offenbar ein Wunschtraum“, so der Präsident.

Die größte Gefahr für einen Einbruch der im Jahresverlauf 2006 deutlich belebten Binnenkonjunktur sehe das Handwerk bei der Mehrwertsteuer, die sich ab 2007 – um drei Prozentpunkte erhöht – auf 19 % belaufen wird. „Gerade für unseren sehr stark binnenwirtschaftlich orientierten, personalintensiven Wirtschaftsbereich ist dieser politische Entschluss eine äußerst bittere Pille.“

Enttäuschend für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist laut Handwerkstag insbesondere auch der Stand bei der Gesundheitsreform mit dem Kernelement eines zu schaffenden „Gesundheitsfonds“.

Zum einen wirke sich die Beitragserhöhung in der Krankenversicherung um einen halben Prozentpunkt negativ auf die Lohnnebenkosten aus und lasse Effekte einer Beitragssenkung bei der Arbeitslosenversicherung quasi verpuffen. Besonders gravierend seien die Auswirkungen im Freistaat. IKK und AOK Sachsen, die bislang deutschlandweit die niedrigsten Beitragssätze anböten, kämen künftig um eine kräftige Beitragsanhebung nicht umhin.

Zum anderen werde mit dem geplanten „Gesundheitsfonds“ die Koppelung der Beiträge an den Lohn auf Dauer zementiert. Für das Handwerk darüber hinaus keinesfalls hinnehmbar sei die von Gesundheitspolitikern favorisierte Ausschaltung des Wettbewerbs unter Hilfsmittelerbringern. Vor allem Gesundheitshandwerker wie Augenoptiker, Zahntechniker und Hörgeräteakustiker dürften künftig das Nachsehen haben, wenn durch einmalige Ausschreibungen Anbieter mit der Versorgung entsprechender Hilfsmittel beauftragt werden sollen.

Mit Nachdruck fordert der Sächsische Handwerkstag daher, bei der Gesundheitsreform noch einmal grundlegend Hand anzulegen, da das bisherige Konzept nicht auf Nachhaltigkeit angelegt sei. Ebenso müsse die Politik über einen Ausgleich für die Belastungen nachdenken, die dem Handwerk durch die Mehrwertsteuererhöhung erwachsen. Denkbar sei, den bisher gewährten Steuerbonus auf bestimmte Handwerksleistungen von derzeit 3.000 auf 4.000 Euro anzuheben.

Unabhängig davon, so Dirschka, bleibt die Bundespolitik in der Pflicht, endlich strukturelle Reformen bei den sozialen Sicherungssystemen sowie am Arbeitsmarkt in Angriff zu nehmen und insbesondere der Eigenvorsorge der Menschen einen höheren Stellenwert einzuräumen.

Als Spitzenorganisation des Handwerks im Freistaat vertritt der Handwerkstag die Interessen von mehr als 57.200 Handwerksbetrieben, in denen insgesamt rund 330.000 Menschen beschäftigt sind. Damit ist in Sachsen rund ein Drittel aller Handwerksbetriebe der neuen Länder ansässig.

Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Frank Wetzel,
0351/4640 510
0351/4640 511

www.handwerkstag-sachsen.de

 

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