Presseinformation
Dresden, 19. Dezember 2006 Investivlohn-Modell fürs Handwerk kaum praktikabel In der von SPD und CDU/CSU angeschobenen Debatte um eine
wirksame Beteiligung von Arbeitnehmern am Unternehmenserfolg
(„Investivlohn-Modell“) hat das Handwerk mit Blick auf den eigenen
Wirtschaftsbereich starke Zweifel angemeldet. „Eine formalisierte Kapital-
oder Gewinnbeteiligung kommt für unsere Wirtschaftsgruppe mit mehr als 80 %
inhabergeführten Personenunternehmen schon allein aufgrund der Struktur der
Betriebe kaum in Frage“, wie Handwerkstag-Präsident Joachim Dirschka am
Dienstag in Dresden erklärte. „Wieder einmal zeigt sich, dass die Politik Eigenheiten in
der mittelständischen Wirtschaftsstruktur nur unzureichend beachtet, indem
kleine, inhabergeführte Handwerksunternehmen mit international tätigen
Großkonzernen auf eine Stufe gestellt werden“, so Dirschka. Darüber hinaus
würde damit wegen spezieller steuer- und sozialversicherungsrechtlicher
Vorschriften sowie durch die geplante Insolvenzabsicherung eine neue
Bürokratie-Welle unabsehbaren Ausmaßes ins Rollen gebracht. „Bedenklich stimmt schließlich, dass die
Regierungskoalition das wieder einmal auf die Tagesordnung gesetzte Thema
bis 2009 offenkundig mit voller Härte durchboxen will“, so der Präsident.
Ein solches Vorhaben, das auf Zwang setze, lehne das Handwerk jedoch
entschieden ab. Jedem im Wettbewerb stehenden Handwerksmeister müsse selbst
überlassen bleiben, ob und wie er seine Mitarbeiter am Unternehmenserfolg
beteiligt. Um wertvolle Fachleute in Unternehmen zu halten, würden diese in
„guten Zeiten“ von ihren Chefs zumeist ohnehin seit langem mit zusätzlichen
Zuwendungen am betrieblichen Erfolg beteiligt. Als Alternative zum Investivlohn-Projekt schlägt das
Handwerk vor, die Anreize für eine sichere, zusätzliche Altersversorgung zu
verstärken. Dazu müsse etwa die Entgeltumwandlung über das Jahr 2008 hinaus
beitragsfrei gestellt bleiben. Zudem seien zum Beispiel als neue Wege
Steuer- und Abgabenerleichterungen bei Sonderzuwendungen, Vergütungen für
Mehrarbeit oder bei vermögenswirksamen Leistungen denkbar. Nach Auffassung des Sächsischen Handwerkstages könnte ein
derartiges Instrumentarium zur Stärkung der Altersvorsorge – unabhängig von
der Rechtsform einzelner Unternehmen – in der gesamten Wirtschaft zum
Einsatz kommen und würde Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen
nutzen. Als Spitzenorganisation des Handwerks im Freistaat
vertritt der Sächsische Handwerkstag die Interessen von mehr als 57.000
Handwerksbetrieben, in denen insgesamt rund 330.000 Menschen beschäftigt
sind. Damit ist in Sachsen rund ein Drittel aller Handwerksbetriebe der
neuen Länder ansässig.
Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag: Politik sollte stattdessen betriebliche
Altersvorsorge stärker fördern
Sächsischer Handwerkstag
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