Dresden, 11. Juni 2007
Vom Wirtschaftsaufschwung in Deutschland profitiert zunehmend auch das sächsische Handwerk. Vor allem im Bauhaupt- und Baunebengewerbe ist die Talfahrt weitgehend gestoppt. In vielen weiteren Handwerkszweigen gibt es mehr Aufträge und höhere Umsätze als noch vor einem Jahr. Dennoch sehen viele Unternehmer wegen der unverändert hohen Arbeitskosten und kaum abschätzbaren Auswirkungen der von der Politik beschlossenen Reformen keinen Grund für Euphorie. Dieses Fazit zum aktuellen Frühjahrskonjunkturbericht im sächsischen Handwerk zog der Vizepräsident des Sächsischen Handwerkstages, Christoph Brosius, am Montag vor Journalisten in Dresden.
Einen Beleg für die Gesamteinschätzung liefern die Auskünfte zur Geschäftslage. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum hat sich der Anteil von Handwerksbetrieben, die ihre Lage als gut einschätzen, um 13 Punkte auf 27 % erhöht. Als befriedigend benoten ihre Situation immerhin 50 % der befragten Betriebe (2006: 46 %), als schlecht 23 % (2006: 40 %). – Für das Sommerhalbjahr erwarten die Unternehmen ein ähnliches Ergebnis, wobei Zuversicht dominiert (gut: 28 %; befriedigend: 55 %; schlecht: 17 %).
Untersucht nach Branchen, hat sich die Situation für die Handwerksbetriebe – vom Kfz-Gewerbe abgesehen – nahezu durchweg verbessert. Besonders positive Entwicklungen gibt es im Bauhaupt- und Baunebengewerbe sowie bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (Metallbauer, Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer usw.). Tendenziell besser stehen auch die kleinen und mittleren Unternehmen aus dem Nahrungsmittelhandwerk (Bäcker, Fleischer, Konditoren) sowie aus dem Gesundheitsgewerbe (Augenoptiker, Zahntechniker, Hörgeräteakustiker) da.
Nach wie vor nicht entspannt erscheint die Lage im Kfz-Gewerbe. Stärker als in anderen Branchen schlug hier auch die zum 1. Januar 2007 in Kraft getretene Mehrwertsteuererhöhung negativ aufs Geschäft durch.
Geringfügig zum Positiven verändert hat sich die Beschäftigtensituation im sächsischen Handwerk. Über alle Handwerkszweige hinweg verweisen 80 % der befragten Unternehmen, an der Zahl ihrer Mitarbeiter keine Abstriche gemacht zu haben. 7 % der Befragten haben ihre Belegschaft aufgestockt, 13 % Personal abgebaut. Auch wenn die Kapazitäten derzeit weitgehend ausgelastet sind, dämpfen nach wie vor zu hohe Arbeitskosten sowie unsichere Reformerwartungen bei vielen Unternehmen die Bereitschaft, dauerhaft neue Jobs zu schaffen.
Eine positive Entwicklung verzeichnet das sächsische Handwerk im Vergleich zum Vorjahr bei den Umsätzen. Zwar berichten knapp die Hälfte aller Handwerksunternehmen von Einbußen (darunter aus dem Bauhaupt- und Baunebengewerbe sowie aus der Kfz-Branche), 12 % jedoch über Zuwächse. Im Vorjahreszeitraum hatten dagegen lediglich 8 % ein Plus und 60 % ein Minus beim Umsatz gemeldet.
Analog zu diesen Werten stellt sich auch die Lage bei Auftragseingängen – als Frühindikator für die weitere Konjunkturentwicklung – gegenüber dem Vorjahr günstiger dar. 14 % der befragten Firmen signalisieren einen gewachsenen Auftragsbestand (2006: 10 %), 35 % rückläufige Auftragszahlen (2006: 46 %). Kaum von Neuaufträgen profitiert haben jedoch die Unternehmen aus dem Kfz-Gewerbe. – Für das Sommerhalbjahr 2007 geht die Mehrzahl aller befragten Unternehmen von einem Auftragsschub aus; lediglich 15 % rechnen mit Einbrüchen.
Ein leichter Aufwärtstrend kennzeichnet ebenso die Entwicklung bei den Verkaufspreisen für Produkte und Dienstleistungen. 30 % der Unternehmen geben an, höhere Preise im zurückliegenden Halbjahr durchgesetzt zu haben (2006: 16 %). Dagegen mussten 12 % der Unternehmen (2006: 20 %) geringere Preise kalkulieren.
Als deutliches Indiz für den Konjunkturauftrieb im Handwerk gilt schließlich die Investitionstätigkeit. Laut Umfrage haben im vergangenen Halbjahr 15 % der Betriebe mehr (2006: 11 %), jedoch 47 % immerhin auf gleich bleibendem Niveau (2006: 42 %) investiert. Jetzt im Sommerhalbjahr wollen immerhin rund zwei Drittel aller befragten Unternehmen mehr bzw. gleich viel Geld für Investitionen ausgeben, 32 % ihre derartigen Ausgaben drosseln.
- An der Frühjahrsumfrage im sächsischen Handwerk 2007 beteiligten sich 2.334 von 9.695 angeschriebenen Handwerksbetrieben (= 24 %) aus allen drei sächsischen Regierungsbezirken.
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