Leipzig, 12. April 2000
Meisterbrief steht für handwerkliche
Qualitätsarbeit "Made in Germany"
Handwerkstag für zügigere Anpassung
von Meisterprüfungsordnungen an Markterfordernisse
Für eine Beibehaltung des Meisterbriefes als Voraussetzung zur Führung eines Vollhandwerksbetriebes "ausschließlich aus Gründen der Qualitätsstandard-Sicherung" hat sich erneut der Sächsische Handwerkstag ausgesprochen. Mit den Meisterkursen verfüge das Handwerk Deutschlands über ein auch europaweit beispielgebendes Modell für die Vorbereitung von Menschen auf die Selbstständigkeit bzw. Übernahme von Führungspositionen im Handwerk, sagte Präsident Wolfgang Rühlig anlässlich eines "Parlamentarischen Abends" vor sächsischen Bundestagsabgeordneten am Mittwoch in Berlin.
Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Essen, sei 1999 in einer Studie zum Für und Wider der Meisterbrief-Regelung per Saldo zu einem "eindeutigen Ja zum Meisterbrief" gelangt, erklärte der Präsident. Als abwegig wiesen die Forscher u.a. die Behauptung zurück, dem Handwerk gehe es mit der Meisterpflicht vor allem um Marktabschottung und Verhinderung des Wettbewerbs. Tatsache sei, "dass sich das Handwerk durch seine Ausbildungsleistung die potenziellen Wettbewerber permanent selbst schafft und somit dazu beiträgt, die Wettbewerbsintensität auf den regionalen und lokalen Märkten eher noch zu erhöhen", so Rühlig. In ganz Deutschland würden jährlich rund 40 % aller Lehrlinge allein vom Handwerk ausgebildet.
Gesamtwirtschaftliche Bedeutung hat der Meisterbrief nach den Worten Rühligs vor allem im Hinblick auf eine stabile Unternehmenslandschaft am Standort Deutschland. Nach Einschätzung des RWI würde diese Situation im Falle einer Abschaffung des "Großen Befähigungsnachweises" in Frage gestellt. Ein dadurch aller Voraussicht nach entstehender Gründungsboom im Handwerk wäre nur zum Preis kurzlebigerer, wirtschaftlich schwächerer und weniger bestandsfester Unternehmen ohne langfristige Beschäftigungszuwächse und Berufsausbildungsleistungen zu haben.
Der Präsident der Dachorganisation warb dafür, in einer Imagekampagne der deutschen Handwerksorganisation noch größere Teile der Öffentlichkeit von den Vorzügen des Instruments "Meisterbrief" zu überzeugen. Zugleich müsse der Meisterbrief angesichts des zunehmend globaler geführten Wettbewerbs bezüglich der inhaltlichen Ausgestaltung in immer kürzeren Abständen auf den Prüfstand gestellt werden. Hier sei die Handwerksorganisation gefordert, zügiger als bisher Vorschläge für Neuordnungsverfahren bei der Modernisierung von Meisterprüfungen zu unterbreiten.
Nach Einschätzung des Sächsischen Handwerkstages hat der Meisterbrief seit 1990 in Ostdeutschland maßgeblich zum Aufbau wirtschafts- und beschäftigungspolitisch stabiler Existenzen im Handwerk beigetragen. So erhöhte sich die Zahl der Vollhandwerksbetriebe seit der deutsch-deutschen Wiedervereinigung allein in Sachsen um rund 12.500 auf derzeit mehr als 42.500. - Einschließlich der handwerksähnlichen Gewerbe gibt es im Freistaat derzeit mehr als 52.000 Handwerksunternehmen. Parallel dazu stieg die Zahl der Beschäftigten pro Handwerksbetrieb von durchschnittlich drei (im Jahr 1990) auf neun im Jahr 1999.
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Sächsischer Handwerkstag
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