Dresden, 17. November 2000
Konjunkturelle Talfahrt im Handwerk noch
immer nicht gestoppt
Handwerkstag präsentiert Ergebnisse
der Herbstkonjunkturanalyse 2000 im sächsischen Handwerk
Die seit 1998/99 klaffende Schere im Konjunkturverlauf zwischen west- und ostdeutscher Wirtschaft trifft ohne Einschränkungen auch auf das Handwerk zu. Während die Konjunktur in den Altbundesländern - insbesondere durch das günstige Exportklima - anzieht, hält die wirtschaftliche Talfahrt im ostdeutschen Handwerk an. Belege dafür liefert die traditionelle Herbstkonjunkturumfrage 2000 im sächsischen Handwerk, deren Ergebnisse Handwerkstag-Vizepräsident Dietrich Hamann am Freitag vor der Presse in Dresden erläuterte.
Laut Umfrage hat sich die wirtschaftliche Lage im Handwerk Sachsens auch über das Sommerhalbjahr 2000 nicht stabilisieren können. Dominiert wird das Konjunkturbild von der unverändert angespannten Situation im Bau- und Ausbaugewerbe. Jeder fünfte Betrieb schätzt seine Geschäftslage als gut ein, 35 % dagegen als unbefriedigend. Im Vergleich zum Herbst des Vorjahres sank allein der Anteil geschäftlich zufriedener Unternehmer aus dem Bau- und Ausbaubereich um rund ein Drittel. Diese Werte machen deutlich, dass die Strukturkrise in der Baubranche des Freistaates noch längst nicht abgeschlossen ist.
Ein Aufwärtstrend ist derzeit lediglich für das Metallhandwerk zu vermelden: im Herbst 2000 sind 29 % der Unternehmen mit der Geschäftslage zufrieden, "nur" 21 % unzufrieden. Hier wirken sich positive Konjunktureffekte im industriellen Sektor aus, die partiell auch handwerkliche Zulieferer erfassen. - Einen stabilen, obgleich unbefriedigenden Entwicklungsstand signalisieren Betriebe aus dem handwerklichen Nahrungsmittelbereich (vor allem Fleischer und Bäcker): 16 % der Betriebe geben eine zufrieden stellende, 31 % eine schlechte Geschäftslage an.
Im Dienstleistungsbereich bewerten 18 % der befragten Betriebe, darunter die Gesundheitshandwerke, die geschäftliche Situation mit "gut", 25 % dagegen mit "schlecht". - Geradezu von einem Konjunkturtief geplagt wird derzeit das Kfz-Gewerbe: 39 % der Betriebe sind mit ihrer Wirtschaftslage unzufrieden, nur 11 % zufrieden. Im Ausblick auf das Winterhalbjahr 2000/2001 äußern sich branchenübergreifend 15 % aller Handwerksunternehmer optimistisch, während 38 % der Unternehmer (hier vor allem aus dem Bau- und Ausbaugewerbe) eine Verschlechterung der Geschäftslage erwarten. In diesen Einschätzungen spiegelt sich die weit verbreitete Verunsicherung über die Diskussionen zu Alterssicherung, Einführung eines Teilzeitanspruchs sowie die auf einen zu langen Zeithorizont (bis 2005) angelegte Unternehmensteuerreform.
Bezüglich der Beschäftigtensituation haben 8 % der befragten Unternehmen Neueinstellungen vorgenommen, 14 % jedoch eine Verringerung des Personalbestandes. Somit standen insgesamt zirka 2.800 Arbeitsplätze weniger zur Verfügung. Immerhin gelang es vier von fünf Betrieben im Sommerhalbjahr, ihre Belegschaftsstärke zu halten. Gleichwohl muss für das kommende Halbjahr mit einer weiteren Verringerung der Beschäftigtenzahlen gerechnet werden.
Umsatzrückgänge melden insgesamt 41 % der sächsischen Handwerker; Steigerungen lediglich 14 %. Auch die Auftragslage als wichtiger Indikator für die künftige Umsatzentwicklung weist ein ähnliches Bild auf. Der mittlere Auftragsvorlauf in den Branchen Bau/Ausbau und Metall hat sich erneut verringert und liegt derzeit bei 5,6 Wochen, so dass Unternehmen zumeist "von der Hand in den Mund" leben.
Bei den Verkaufspreisen für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen hält der Verfall an. Jeder vierte Betrieb sah sich gezwungen, hier Zugeständnisse zu machen, während nur 12 % der Unternehmen höhere Preise am Markt durchsetzen konnten. Vom Preisverfall besonders betroffene Branchen sind wiederum das Bau- und Ausbaugewerbe sowie die Metallbranche. Angesichts gestiegener Einkaufspreise aufgrund der hohen Energie- und Rohstoffkosten leben Betriebe zunehmend von der ohnehin geringen Substanz.
Ein Indikator für die unverändert komplizierte Wirtschaftslage im ostdeutschen Handwerk stellt auch das Investitionsverhalten dar. 50 % der Betriebe geben an, keine bzw. weniger Mittel als im Vorjahr für Investitionen eingesetzt zu haben. Nur rund jedes zehnte Unternehmen erhöhte die Ausgaben für Investitionen in den zurück liegenden sechs Monaten. Eine spürbare Belebung der Investitionstätigkeit im Winterhalbjahr ist nicht zu erwarten.
- An der repräsentativen Erhebung zur Konjunktursituation im Handwerk im Herbst 2000 beteiligten sich ein Viertel der angeschriebenen 9.549 Unternehmen aus allen drei sächsischen Regierungsbezirken.
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