Dresden, 26. Juni 2001
Handwerk in Sachsen: Konjunktur kommt
nicht in Fahrt
Handwerkstag stellt Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturanalyse 2001 im
sächsischen Handwerk vor
Die bereits seit längerer Zeit vorherrschende Konjunkturflaute in Deutschland macht zunehmend den kleinen und mittleren Unternehmen zu schaffen. Hatte die jetzige Bundesregierung mit ihrer Steuerreform die Ausgabenspielräume der Verbraucher zunächst erweitert, so sind diese durch die deutlich gestiegenen Energiepreise sowie durch die Inflation mittlerweile wieder stark eingeengt. Hinzu kommt, dass das Handwerk in den neuen Ländern nicht von Konjunkturimpulsen der Industrie wie im Altbundesgebiet partizipiert. Dieses Fazit ergibt sich aus der Frühjahrskonjunkturumfrage 2001 im sächsischen Handwerk, die Handwerkstag-Vizepräsident Dietrich Hamann am Dienstag vor der Presse in Dresden erläuterte.
Der Umfrage zufolge schätzen 13 % der befragten Handwerksunternehmen im Freistaat ihre Lage als gut ein, während 45 % Unzufriedenheit äußern. Noch im Herbst 2000 war jeder fünfte Betrieb zufrieden und lediglich jeder dritte unzufrieden. "Damit hat sich die Stimmung erneut verschlechtert. Ein Aufwärtstrend ist für das sächsische Handwerk derzeit nicht in Sicht", stellte Hamann fest. Ein Hoffnungsschimmer am Konjunkturhimmel verzeichnet am ehesten das Handwerk im Großraum Chemnitz - hier sind 14 % aller befragten Unternehmen zufrieden, "nur" 43 % unzufrieden. Vor allem Betriebe aus der Metallbranche im Regierungsbezirk Chemnitz - jedes dritte gibt die Geschäftssituation mit gut an - signalisieren vorsichtigen Optimismus.
Geprägt wird die dennoch vorherrschende Konjunkturschwäche im Gesamthandwerk - nach wie vor - von der schwierigen Lage in der Bauwirtschaft, darunter vor allem im Bauhauptgewerbe. Drei von fünf Betrieben (58 %) verzeichnen eine schlechte, lediglich 7 % eine gute Geschäftslage. Dagegen zeigen sich 16 % der Unternehmen aus dem Baunebengewerbe mit der Situation zufrieden, 46 % unzufrieden.
Überwiegend eingetrübt ist die Stimmung auch im Dienstleistungsbereich des Handwerks (Gesundheitshandwerke, Gebäudereiniger): 14 % der Unternehmen sind zufrieden, 31 % unzufrieden. Auch Unternehmen aus dem Kfz-Gewerbe sowie aus dem Nahrungsmittelsektor sehen keinen Anlass zu begründeter Zuversicht.
In der Kfz-Branche ist mehr als jedes zweite Unternehmen mit der Geschäftslage unzufrieden (im Herbst 2000: 39 %), im Nahrungsmittelgewerbe jeder vierte Betrieb.
Auswirkungen hat die insgesamt schwierige Wirtschaftslage im Handwerk zwangsläufig auch auf die Beschäftigtensituation im sächsischen Handwerk. Laut Umfrage bauten 28 % der Betriebe Personal ab, nur 4 % stellte Personal ein. Damit gingen seit dem Herbst 2000 erneut mehr als 10.000 Arbeitsplätze im sächsischen Handwerk verloren.
Existenzbedrohliche Ausmaße nimmt der anhaltende Preisverfall besonders für Unternehmen aus dem Bauhaupt- und Baunebengewerbe an. Immerhin drei von fünf Betrieben mussten ihre Preise im vergangenen Halbjahr senken. Die Auftragseingänge als konjunkturelle Frühindikatoren waren in 55 % aller Unternehmen rückläufig - ein Indiz, dass ein Wirtschaftsaufschwung vorerst nicht zu erwarten ist. Noch vor sechs Monaten hatte der Anteil an Betrieben mit einem rückläufigen Auftragsbestand bei 42 % gelegen.
Im Ausblick auf das Sommerhalbjahr 2001
gehen branchenübergreifend 14 % der Handwerksunternehmen Sachsens von
einer Besserung der Lage aus, immerhin
45 % aber von einer weiteren Verschlechterung (vor allem im Bauhaupt- und
Baunebengewerbe). Bundespolitisch dringend geboten sind aus Sicht des
Handwerks vor allem nachhaltige Reformen bei Steuern und Abgaben.
Insbesondere sollten die erst für 2003 und 2005 geplanten
Steuerentlastungsstufen auf das Jahr 2002 vorgezogen werden.
- An der repräsentativen Erhebung zur Konjunktursituation im sächsischen Handwerk im Frühjahr 2001 beteiligten sich 2.835 der angeschriebenen 9.591 Unternehmen aus allen drei Regierungsbezirken. Die Rücklaufquote beträgt damit 29,5 %.
Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Frank Wetzel,
0351/4640 510