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Presseinformation

Dresden, 26. Juni 2001

Umweltschutz zunehmend ein Markt für das sächsische Handwerk
Handwerkstag beim Umweltengagement für mehr Anreize und freiwillige Selbstverpflichtung statt Regulierung und staatliche Vorgaben

Umweltschutz und umweltverträgliches Wirtschaften gewinnen auch für das Handwerk immer mehr an Bedeutung. Deutlich höhere Kosten für Energie und Rohstoffe als noch vor wenigen Jahren veranlassen Verbraucher zunehmend, gezielter nach ökologischen Produkten, Produktlösungen und Dienstleistungen im Handwerk nachzufragen. Allerdings fehle es trotz diverser Initiativen wie etwa der 1998 vereinbarten "Umweltallianz Sachsen" an mehr Anreizen für Unternehmer, Umweltschutz und Umweltmarkt rentabel miteinander zu verbinden. Das stellte Handwerkstag-Präsident Joachim Dirschka am Dienstag vor Journalisten in Dresden fest.

Unter Berufung auf das sächsische Umweltressort verwies Dirschka auf 115 Unternehmen und Einrichtungen, die zwischenzeitlich Mitglied der "Umweltallianz Sachsen" sind. Davon kämen rund 40 % aus dem Handwerk, darunter aus dem Kfz-Gewerbe, dem Metallbau, dem Bereich Sanitär-Heizung-Klima, aus dem Gebäudereiniger-, dem Tischler- sowie aus dem Schornsteinfegerhandwerk. "Dennoch zeigt sich, dass die beteiligten Unternehmen nicht im gewünschten Maße von versprochenen Entlastungen partizipieren und diese ohnehin häufig nur bei größeren Unternehmen zum Tragen kommen."

Der Handwerkstag-Präsident appellierte an die Regierenden in Bund und Land, bei politischen Initiativen für eine bessere Verzahnung von Ökonomie und Ökologie stärker deregulierend einzugreifen und auf freiwillige Selbstverpflichtungen von Unternehmen zu setzen. Staatliche Anreize müssten so ausgerichtet sein, dass sich daraus ein Markt entwickelt, der von Handwerk und Mittelstand bedient wird.

Die mittelstandsfeindliche Öko-Steuer, die Unternehmen belaste, sollte nach Auffassung des Handwerkstages durch ein System ersetzt werden, das freiwilliges Umweltengagement einzelner Betriebe mit Steuerentlastungen honoriert.

Unter Hinweis auf positive Resultate beim Umweltengagement im Handwerk warb der Präsident zudem dafür, bei politischen Entscheidungen auf höchster Ebene verstärkt auch auf die Erfahrungen von Handwerksorganisationen zurückzugreifen. So machten zum Beispiel die von Handwerkskammern angebotenen und von Handwerksunternehmern stark angenommenen Kurse zum Thema "Regenerative Energien / Solartechnik" deutlich, dass hier offenbar ein großes Auftragspotenzial bestehe. Das Handwerk sei auf diesem Feld nicht nur ein kompetenter Partner für Kunden, sondern auch für Projektierungsunternehmen.

Vor diesem Hintergrund forderte Dirschka die Politik auf, das Handwerk frühzeitig in die Ausgestaltung der Energieeinsparverordnung als neue Regelung des Umweltstandards von Gebäuden einzubeziehen. Ebenso sollten die rund 200 Gebäudeenergieberater des sächsischen Handwerks in die Ausgestaltung eines so genannten Energiepasses für Gebäude eingebunden werden. "Wenn es gelingt, einen Energiepass zu installieren, wird der Klimaschutz im Freistaat eine völlig neue Dimension erreichen, weil dann Investoren und Bauherren viel bewusster handeln", zeigte sich der Handwerkspräsident überzeugt.

Geboten ist nach Auffassung des Handwerkstages aber auch, bei dem vom Freistaat geförderten Rückbau (Abriss) von Wohnhäusern vor allem in Plattenbausiedlungen von vornherein auf wirtschaftlich intelligente Lösungen zu setzen. Angesichts der in diesen Gebäuden gebundenen Materialien sowie von investierter menschlicher Arbeit sollte prinzipiell geprüft werden, "inwiefern partieller Abriss mit einer Neunutzung der Gebäude kombiniert werden kann".

Denkbar sei etwa, Wohnblöcke zu Parkhäusern umzubauen oder bisherige Wohnetagen zugunsten der Errichtung von Reihenhäusern abzutragen. Ein solches Herangehen beim Rückbau von Wohnsiedlungen, so Dirschka, könne dazu beitragen, die Lage der derzeit von einem Auftragstief beherrschten Bauwirtschaft zu verbessern. Zugleich würden staatliche Fördergelder sinnvollerweise "nicht nur für Abriss pur", sondern wertschöpfend eingesetzt.

Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Frank Wetzel,
0351/4640 510

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