Dresden, 19. November 2001
Konjunkturtief im sächsischen Handwerk
hält an
Sächsischer Handwerkstag stellt
Ergebnisse der Herbstkonjunkturanalyse 2001 / Politik muss endlich
Rahmenbedingungen für Mittelstand verbessern
Der sich gerade für kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland als verhängnisvoll erweisende Reformstau in den Bereichen Arbeitsmarkt und Sozialpolitik lässt das Handwerk aus dem seit Ende der 90er-Jahre anhaltenden Konjunkturtief nicht herauskommen. Zudem führe die nicht zuletzt durch negative internationale Einflüsse ohnehin angespannte Lage in der Gesamtwirtschaft dazu, „dass die Konjunktur im sächsischen Handwerk weiterhin auf niedrigstem Niveau verharrt“. Dieses Fazit zog Handwerkstag-Präsident Joachim Dirschka am Montag vor der Presse in Dresden in Auswertung der Herbstkonjunkturumfrage 2001 im sächsischen Handwerk.
Der Herbstanalyse zufolge wird das eingetrübte Gesamtbild im Handwerk vor allem von den dominierenden Negativtrends im Bau- und Ausbaugewerbe sowie im Kfz-Sektor geprägt. Insgesamt schätzten lediglich noch 16 % (Herbst 2000: 20 %) der Betriebe ihre Geschäftslage als gut ein, 39 % (Herbst 2000: 35 %) dagegen als unbefriedigend. Regional betrachtet, ist die Stimmung im Regierungsbezirk Leipzig im Unterschied etwa zum Regierungsbezirk Chemnitz am schlechtesten.
Freundlicher als im Durchschnitt stellt sich die Geschäftsentwicklung im verarbeitenden Metallgewerbe (22 % zufrieden, 32 % unzufrieden) sowie im Nahrungsmittelbereich (18 % zufrieden, 24 % unzufrieden) dar. Sehr kritisch ist die Situation nach wie vor im Bauhauptgewerbe, mehr noch aber im Kfz-Bereich, wo im Zuge der Neuordnung der Vertriebsnetze immerhin jeder zweite Betrieb mit der Kündigung seines Händlervertrages rechnen muss.
Wenig hoffnungsvoll sind die Erwartungen des Handwerks für das Winterhalbjahr 2001/2002. Branchenübergreifend befürchten 45 % (Herbst 2000: 38 %) aller befragten Unternehmen, darunter vor allem im Bau und Ausbau, einen weiteren Abwärtstrend. „Eine überdurchschnittlich hohe Betriebsdichte, leere Kassen der öffentlichen Hand, nur geringe Impulse durch anderweitige gewerbliche Investitionen sowie eine verbreitete Nachfrageschwäche in der Bevölkerung erweisen sich für viele Unternehmen zunehmend als existenzbedrohend“, sagte Dirschka
Hinsichtlich der Beschäftigtensituation hat sich die Lage im sächsischen Handwerk im Sommerhalbjahr leicht stabilisiert: 10 % der befragten Unternehmen stellten neue Leute ein; 14 % sahen sich gezwungen, Personal abzubauen. Mit Blick auf das kommende Halbjahr beabsichtigt nahezu jedes dritte Handwerksunternehmen (28 %), die Belegschaft zu verringern.
Umsatzrückgänge im Sommerhalbjahr verzeichneten insgesamt 61 % der sächsischen Handwerker; Steigerungen dagegen 13 %. Für das kommende Halbjahr erwartet immerhin jeder zweite Betrieb (37 %) einen weiteren Umsatzeinbruch, 7 % erwarten diesbezüglich einen Zuwachs.
Im Bereich der Auftragseingänge als wichtigem Frühindikator für die künftige Geschäftstätigkeit besteht aus Sicht des Handwerks nur wenig Anlass, auf eine deutliche Besserung zu hoffen. 46 % der befragten Firmen meldeten zunehmende Lücken in den Auftragsbüchern, lediglich 11 % Zuwächse. Damit liegt der mittlere Auftragsvorlauf der Unternehmen im Durchschnitt weiterhin bei nur etwa fünf Wochen, während Handwerksbetriebe in der Regel erst bei Aufträgen für mindestens drei aufeinander folgende Monate einigermaßen Planungssicherheit haben.
Bei den Verkaufspreisen für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen hält der Verfall an. 29 % der Betriebe mussten hier im Sommerhalbjahr Zugeständnisse machen, während nur 14 % höhere Preise am Markt erzielten. Vom Preisverfall besonders betroffene Branchen sind wiederum das Bau- und Ausbaugewerbe, und hier wiederum vor allem Betriebe im Regierungsbezirk Leipzig.
Ein Indiz für die unverändert komplizierte Wirtschaftslage im ostdeutschen Handwerk stellt nicht zuletzt das überwiegend gedämpfte Investitionsverhalten dar. 56 % der Betriebe gaben an, keine bzw. weniger Mittel als im Vorjahr für Investitionen eingesetzt zu haben; 9 % der Unternehmen erhöhten die Ausgaben für Investitionen. Mit einer Belebung der Investitionstätigkeit im sächsischen Handwerk im Winterhalbjahr 2001/2002 ist nicht zu rechnen.
Handwerkstag-Präsident Joachim Dirschka: „Die Handwerksunternehmen müssen bei Steuern und Abgaben endlich entlastet werden, so dass letztlich auch die Investitionstätigkeit der Betriebe wieder in Gang kommt. Ein Job-Aqtiv-Gesetz aber zum Beispiel, das Mittel für Infrastruktur-Investitionen in den zweiten Arbeitsmarkt projiziert, schadet dem Handwerk.“
- An der repräsentativen Erhebung zur Konjunkturlage im Handwerk im Herbst 2001 nahmen 27,4 % von 9.600 angeschriebenen Handwerksunternehmen aus allen drei sächsischen Regierungsbezirken teil.
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