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Presseinformation

Dresden, 21. November 2016

Handwerk setzt bei Finanzierung auf regionale Kreditinstitute
Sächsischer Handwerkstag: Sparkassen und Genossenschaftsbanken als Partner des Handwerks unverzichtbar / Politische Konzepte für Investitions- und Wachstumsanreize bei kleinen und mittleren Unternehmen gefragt

Mit Blick auf ein insgesamt schwieriger gewordenes Finanzierungsumfeld in Handwerk und Mittelstand hat der Sächsische Handwerkstag die Politik aufgefordert,   vor allem Kreditinstitute wie Sparkassen und Genossenschaftsbanken zu stärken. „Um gewerbliche Investitionen auch künftig umsetzen zu können, sind  Handwerksunternehmer auf eine verlässliche Finanzierung durch kommunal verankerte Geldhäuser angewiesen, die für kleine und mittlere Gewerbekunden ein offenes Ohr haben. Die Politik ist gefordert, dieses Regionalbanken-Prinzip langfristig zu sichern“, wie der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, Roland Ermer, am Montag vor Medienvertretern in Dresden sagte.    

Organisationseigenen Erhebungen zufolge wickeln mehr als Dreiviertel aller Handwerksbetriebe ihre Geldgeschäfte über Sparkassen bzw. genossenschaftlich organisierte Institute ab. Diese sind in kleineren Orten sowie im ländlichen Raum oft die einzigen Geldgeber für Gewerbetreibende, nachdem sich das Gros an Privatbanken schon vor Jahren aus der Fläche zurückgezogen hat.

Zu schaffen macht den „klassischen Finanziers“ von Handwerk und Mittelstand gleichwohl ein erheblicher Kostendruck – zum einen aufgrund schärferer EU-Regulierungsvorschriften infolge der Finanzmarktkrise von 2008/2009, zum anderen aufgrund der von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgelösten Niedrig- bzw. Null-Zinsphase. Dadurch kommen auch die regionalen Geldinstitute nicht umhin, ihre Geschäftsmodelle anzupassen, neue Ertragsquellen zu erschließen sowie stärker einer Digitalisierung von Geschäftsprozessen Rechnung zu tragen. 

Erfahrungen von Handwerkern als Gewerbekunden von Kreditinstituten 

Die Folgen dieser Entwicklung spüren zunehmend auch Handwerksunternehmer als Gewerbekunden der Banken. „Während durch langjährige Geschäftsbeziehungen vertraute Kreditgeber einst ein Auge zudrückten, bestehen sie jetzt auf Nachweise, Papiere und Sicherheiten. Für uns sind die Verhandlungen mit der Hausbank mit deutlich mehr Bürokratie verbunden“, resümierte Ermer.

Erfahrungen von Betriebswirtschaftsberatern aus der Handwerksorganisation belegen zudem, dass es offenbar zunehmend Kleinst- und Kleinbetrieben schwerer fällt, mit einer Bank überhaupt ins Kreditgeschäft zu kommen.

Während es angestammten Firmen aufgrund eines solide aufgebauten Vertrauensverhältnisses zur Hausbank derzeit noch gelingt, für Investitionsvorhaben Kredite zu bekommen, scheinen kleine bzw. am Markt noch junge Unternehmen gänzlich das Nachsehen zu haben. Die Risikobereitschaft von Bankern nimmt anscheinend deutlich ab.

Keine guten Aussichten gibt es auch für langlaufende Firmenkredite mit im Handwerk üblichen Investitionssummen im fünf- bis sechsstelligen Bereich. So mancher Handwerksunternehmer befürchtet, dass selbst Sparkassen und Genossenschaftsbanken langfristige Finanzierungen kaum noch anbieten werden, da diese für die Geldgeber mit deutlich mehr Risiko verbunden sind.  

„Für Handwerk und Mittelstand wiederum hätte dies zur Folge, dass gewerbliche Investitionen in Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge und Einrichtungen kaum noch möglich sind. Ein solides Wachstum wettbewerbsfähiger Kleinunternehmen würde dadurch ausgebremst. Dies kann politisch niemand ernsthaft wollen“, sagte der  Handwerkspräsident. 

→ siehe Presseinformation „Stichwort: EU-Richtlinie für Wohnimmobilienkredite

Politik muss Konzepte der Wirtschaftsförderung anpassen

Nach Auffassung des Sächsischen Handwerkstages darüber hinaus geboten ist, dass auch die Politik den „Instrumentenkasten der Wirtschaftsförderung“ den neuen Gegebenheiten anpasst. Staatliche Förderprogramme, die z.B. auf zinsgünstige bzw. zinslose Darlehen zur Stärkung bzw. zum Wachstum kleiner Unternehmen setzen, verfehlen in Zeiten einer EZB-Null-Zins-Politik ihre Wirkung.

Präsident Ermer: „Wirtschaftspolitisch mangelt es bislang an Konzepten, die Anreize zu einem investitions- statt zu einem konsumgetriebenen Wachstum schaffen. Ziel muss es sein, wettbewerbsfähigen Kleinunternehmen beim Wachstum aktiv Hilfestellung zu geben. Die Politik auf EU-, Bundes- und Landesebene muss sich dieser Diskussion stellen. Momentan findet diese Diskussion nicht statt.“  

Als größte Landeshandwerksorganisation im Osten Deutschlands vertritt der Sächsische Handwerkstag derzeit mehr als 57.500 Betriebe, in denen es zirka 320.000 Arbeitsplätze gibt.  

Pressekontakt:
Sächsischer Handwerkstag • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Frank Wetzel,
0351/4640 510
0351/4640 511

www.handwerkstag-sachsen.de

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